Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné

Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné

 

 

 

Peter Joseph Lenné (1789-1866) gilt als der bedeutendste Gartenkünstler im deutschsprachigen Raum zwischen den 1820er- und 1860er-Jahren. Berühmt machten ihn vor allem die preußischen Hofgärten in Berlin und Potsdam, die er als weitläufige Landschaftsparks gestaltete. Zusätzlich sind auch die städteplanerischen Beiträge (für Berlin, Koblenz oder Wien) zu nennen. Erstaunlicherweise hält sich jedoch die Anzahl seriöser Biographien über Peter Joseph Lenné in engen Grenzen. Anfang 2016 erschien nun anlässlich des 150. Todestages Lennés (23. Jänner) eine Biographie, deren Text sich von den bisherigen, teils wiederholenden und teils unkritischen Lobpreisungen abhebt, welche den Kult um das "Genie Lenné" perpetuier(t)en. Die bisherige Geschichtsschreibung über Lenné bezieht sich nämlich oft auf Lennés eigene biographische Texte. So nimmt es nicht wunder, wenn die Historiographie betreffend Lenné von zahlreichen Mythen (z. B. der hohen Schulbildung Lennés) durchzogen ist.

 

Der Autor der vorliegenden Biographie ist kein Unbekannter: Clemens Alexander Wimmer ist einer der versiertesten Gartenhistoriker im deutschsprachigen Raum. Er wohnt in Potsdam mitten in der lennéschen Landschaftsgestaltung und kennt dessen Werk daher nicht nur aus Primär- und Sekundärquellen. Wimmer stellt gleich zu Beginn wichtige Fragen, die noch immer nicht beantwortet sind und aufgrund der fehlenden Quellen teils nie beantwortet werden können: Welche der zahllosen ihm zugeschriebenen Gärten hat Lenné tatsächlich entworfen? Stammen die meisten Entwürfe von seinen Mitarbeitern? Doch diesen Fragen widmet sich der Autor nicht. Ihm geht es um das Leben Lennés an sich: um dessen Kindheit und Schul- und Ausbildungszeit, sein Familiennetzwerk, die Karriere am preußischen Hof und seinen Charakter. Dabei beruft er sich oft auf die Briefe des Vaters, während Lennés eigene Briefe nicht mehr vorhanden sind. Die Ratschläge des Vaters konzentrierten sich laut Wimmer auf drei Dinge: verfolge deinen Vorteil, achte auf ein gutes Einkommen und sei ein guter "Schauspieler" auf beruflicher und gesellschaftlicher Ebene. Lennés gartenkünstlerisches Schaffen wird im Buch hingegen nur in wenigen ausgewählten Beispielen behandelt. Deutlich tritt durch die vorhandenen Quellen die Förderung bzw. Protektion Lennés durch seinen gleichnamigen Vater und ein hohes Maß an Selbstgefälligkeit, Anmaßung und Ehrgeiz zu Tage. Neben fehlenden Akten und Plänen wird die Forschung zu Lennés Gestaltungsentwürfen dadurch erschwert, dass er die Mitwirkung anderer an seinen Planungen in zahlreichen Fällen verschwieg. Auch dadurch wird deutlich, dass Lenné, der sich mit irreführenden, gut klingenden Titeln schmückte, das ganze Berufsleben nach Anerkennung strebte.

 

Die Stärke der Biographie liegt darin, dass Wimmer viele tradierte Behauptungen über Lenné anhand noch vorhandener Quellen überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Es ist ein flüssig geschriebenes Werk, stellenweise spannend wie ein Krimi. Der Autor geht kritisch und mit der nötigen Distanziertheit vor und beschönigt nichts. Fazit: diese Biographie ist ein Muss für alle, die sich mit Gartenkunst(-geschichte) beschäftigen.

 

 

Christian Hlavac

 

 

 

Clemens Alexander Wimmer: Der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. Eine Karriere am preußischen Hof. Lambert Schneider Verlag. Darmstadt 2016. 224 Seiten, mit 24 Farb- und 25 s/w-Abbildungen, 14,5 x 21,7 cm, gebunden. ISBN: 978-3-650-40129-8. EUR 29,95 [D]



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