Franz Anton Danreiter: Hochfürstlicher Garteninspektor

Franz Anton Danreiter: Hochfürstlicher Garteninspektor

 

 

Dem Salzburger Barockmuseum (Orangerie Mirabellgarten) kommt der Verdienst zu, erstmals in der Geschichte eine Ausstellung und einen damit verbundenen Ausstellungskatalog (in Form eines Bandes der "Barockberichte") dem Salzburger "hochfürstlichen Garteninspektor" Franz Anton Danreiter zu widmen. Anlass für diese erste umfangreiche Ausstellung (vom 11. Juni bis 5. September 2010) zum Leben und Werk von Franz Anton Danreiter (1695-1760) ist sein 250. Todesjahr.

Danreiter betreute alle erzbischöflichen Lust- und Küchengärten, die dazugehörigen Bauten und alle Brunnenanlagen in der Stadt Salzburg vom Jahre 1728 an bis zu seinem Tode.

Nach dem Besuch des Gymnasiums und der Universität in Salzburg nahm Danreiter das Angebot des Salzburger Fürsterzbischofs Franz Anton Harrach an, in das Fach der Gärtnerei zu wechseln. Er wurde vom Fürsterzbischof auf eine achtjährige Studienreise durch die österreichischen Erblande, Sachsen, Holland und Frankreich geschickt. Ziel war es, sich einen Eindruck von den neuesten künstlerischen Entwicklungen der Gartenkunst zu verschaffen und einschlägige technische Kenntnisse zu erlangen: im Zeichnen, in der Botanik, der Gartenpflegepraxis und der Brunnenkunst. Zurück in Salzburg wurde er hochfürstlicher Garteninspektor und diente als solcher fünf Salzburger Fürsterzbischöfen. Er zeichnete Gartenentwürfe und übersetzte das als "Gartenbibel" (Clemens Alexander Wimmer) angesehene Buch "La Théorie et la Pratique du Jardinage" des Antoine Joseph Dézallier d´Argenville. Die zwei Musterbücher "Lust-Stück der Gärten" (1728) und "Vier und zwantzig Gärten=Grund=riße" (1744) mit Parterrevorschlägen zeigen den versierten Gartenarchitekten, der - so die Annahme - vor allem aus seinen französischen Lehrjahren (u.a. in Versailles) schöpfte, die Strömungen der Zeit aufnahm und den Formenkanon ideenreich weiterentwickelte. In der Ausstellung wird der hochfürstliche Garteninspektor als Künstler, als "Porträtist" Salzburgs, als Erfinder und Schöpfer aufwendiger Parterregestaltungen und als Gartentheoretiker gewürdigt. Gezeigt werden Vorzeichnungen von Veduten, Stiche, kolorierte Stiche, Tuschpinselzeichnungen und Archivalien.

Der Ausstellungskatalog (Barockberichte Nr. 53/54) enthält alle in der Ausstellung gezeigten Graphiken, Pläne und Bilder, ergänzt durch weiteres Material. Der Vorteil für die Ausstellungsbesucher/innen: Manche der Abbildungen sind naturgemäß im Original detaillierter wahrnehmbar.

Der einleitende und längste Beitrag des Ausstellungskatalogs stammt von Andrea Alexa Schnitzler-Sekyra, die sich in ihrer Dissertation (1994) sehr intensiv mit der Person Danreiters und seiner Arbeit beschäftigt hat. Hilfreich zum Verständnis der Person ist die detaillierte Darstellung nicht nur seines Lebens und seiner Tätigkeiten, sondern auch des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umfelds, in dem sich Danreiter und seine fürstlichen Arbeitgeber bewegten. Transkripierte (Arbeits-)Verträge und andere Schriftstücke von, mit und über Danreiter ergänzen den übersichtlichen Beitrag, der auch die Beschäftigung mit Danreiters Studienreisen, Prospekten, Entwürfen und Musterbüchern umfasst.

Peter Prange geht in seinem Beitrag auf Danreiters Salzburger Ansichtenwerk ein, welches auch die Gartenanlage von Mirabell und Hellbrunn mit einschließt. Der Beitrag von Iris Lauterbach fokussiert auf die gartenkünstlerische Arbeit Danreiters, wiederholt jedoch einiges aus den ersten beiden Beiträgen. Brigitte Mang fasst die 400 jährige Geschichte des Salzburger Mirabellgartens zusammen und blickt kurz auf die aktuellen gartendenkmalpflegerischen Arbeiten im diesem Barockgarten. Barbara Bacher stellt im letzten Beitrag die bereits erfolgten bzw. geplanten Maßnahmen im Rahmen der "Wiederaufführung" der großen Gartenachse von Schloss Mirabell vor.

Alles in allem liegt mit der aktuellen Ausgabe der Barockberichte des Salzburger Barockmuseums ein reich bebildertes, hervorragend gedrucktes und umfassendes Werk über den bisher eher unbekannten Franz Anton Danreiter vor.

Christian Hlavac

 

Salzburger Barockmuseum (Hrsg.): Barockberichte Nr. 53/54. Begleitheft zur Sonderausstellung "Danreiter 2010. Genie und Gärtner Salzburgs". 86 Seiten, Broschur. 21 x 29,6 cm. Eigenverlag. Salzburg 2010. EUR 16,-

 

 



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