Gärten lesen

Gärten lesen

 

 

Lorraine Harrison, studierte Gartenhistorikerin (University of London), Buchautorin und Mitarbeiterin des Gartenjournals Hortus hat bereits 2010 das Buch "How to read gardens. A crash course in garden appreciation" publiziert. Nun ist das Werk im Schweizer Haupt Verlag auch auf Deutsch erschienen. Anhand von zahlreichen Photos und Illustrationen - Zeichnungen, die in manchen Fällen realen Gartengebäuden/-elementen nachempfunden sind - will dieses Werk "auf anschauliche und verständliche Weise die verschiedenen Gartentypen und die vielfältigen Merkmale und Elemente der Gartenarchitektur" erklären (Klappentext). Das Buch "Gärten lesen" soll "Interessierte und Naturfreunde auf einem Rundgang durch die Gartenanlagen dieser Welt - große und kleine, historische und moderne, öffentliche und private" begleiten. Ziel der Autorin ist es, die Augen für Gartenstile und deren Bild- und Formensprache zu öffnen und die verschiedenen Elemente, die in der Gartenarchitektur verwendet werden, zu erklären. Das Buch ist ein Schnellkurs für Garteninteressierte und Gartenbesucher, keine chronologische Geschichte der Gartengestaltung, wie die Autorin in der Einleitung betont. Hervorzuheben ist, dass sie in der Einleitung auch kritische Worte - vor allem zum in manchen Gärten überbordenden Gartentourismus - findet und eine kurze Einleitung zur Herangehensweise bei der Datierung von Gärten gibt.

 

Harrison unterteilt das Buch in die Kapitel "Gartentypen", "Gartenstile", "Bäume", "Blumen und Gehölze", "Landschaftselemente", "Gartengebäude" und "Gartenelemente". Ein Glossar am Ende des Buches wiederholt die bereits in den einzelnen Unterkapiteln erläuterten Begriffe.

Auf den ersten Blick enttäuscht das Buch: Wer sich schon länger und intensiver mit Gartenkunst beschäftigt hat, wird manches vermissen, sich über manche Aussagen wundern - der Potager (Küchengarten) sei das kontinentaleuropäische Gegenstück des Cottagegartens (S. 60) - und über so manche Vereinfachung erstaunt sein. Auf der anderen Seite versteht es sich von selbst, dass zum Beispiel die Vielfalt von Parterres nicht auf vier Seiten erschöpfend abgehandelt werden kann und manche fremdsprachigen Fachbegriffe nicht eins zu eins übersetzt werden können. Manchmal leiden die verwendeten Fachbegriffe an der ungenauen Übersetzung ins Deutsche. Ist nun - um ein beliebiges Beispiel zu nennen - mit einer "klassischen Gestaltung" bei einem Gebäude ein klassisch-antiker Stil oder ein klassizistischer Stil gemeint? Auch wenn die Kapiteleinteilung aufgrund der Fülle an Themen zwangsläufig willkürlich bleiben muss, kommen die Kapitel "Gartenstile" und "Gartentypen" inhaltlich durcheinander.

Umso weiter man jedoch in das Buch eintaucht, umso verständlicher werden Aufbau und Texte, umso mehr schätzt man die sehr guten Photos von Gärten aus der ganzen Welt und die Zeichnungen, die eine "visuelle Sprache" (Harrison) ermöglichen.

Fazit: Wer sich in das Thema der Gartenkunst (und Gartengeschichte) schnell einlesen will, ist mit dem Buch gut beraten. Wer einer anderen Person das Thema schmackhaft machen will, ebenfalls. Nur die Kennerinnen und Kenner werden manche Inhalte vermissen und mehr Details erfahren wollen.

 

Christian Hlavac

 

 

 

 

 

 

 

 

Lorraine Harrison: Gärten lesen. Gartenarchitektur erkennen und verstehen. Haupt Verlag. Bern 2013. 256 Seiten. ISBN 978-3-258-07761-1. EUR 25,60



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