Geschichte der Gartengeräte

 

Der bekannte deutsche Gartenhistoriker Clemens Alexander Wimmer hat ein neues Buch herausgebracht. Und wieder einmal zu einem Thema, zu dem es kein aktuelles Übersichtswerk gibt. Der Titel des Buches zeigt dies bereits indirekt an: Wer kennt aus eigener Anschauung eine Hippe oder eine Rasenpatsche!? Allen in Mitteleuropa verwendeten Gartengeräten, die für die heutige Gartenpflege in Vergessenheit geraten sind, gilt sein Interesse. Wie Wimmer in seiner Einleitung festhält, ist bei manchen Gartengeräten eine Kontinuität über Jahrhunderte festzustellen, andere sind jedoch völlig verschwunden und durch neue ersetzt worden. Die ursprüngliche Vielfalt der Gartengeräte ist vor allem durch die industrielle Fertigung verschwunden - und mit ihr das Wissen um Verwendung und Gestalt der einzelnen Werkzeuge, die im wahrsten Sinne des Wortes "Kulturgut" (lat. cultura = Pflege) sind. Bevor der Autor die einzelnen Geräte vorstellt, beantwortet er die Frage nach der Definition von Gartengeräten, dem Stand der Forschung und der generellen Entwicklung in der Gartenpflege über die Jahrhunderte.

Clemens Alexander Wimmer hat ein Übersichtswerk geschaffen, das mehr Nachschlagewerk als Lesebuch ist. Zahlreiche historische Abbildungen (Ausschnitte von Gemälden, Stichen, Katalogen sowie Inserate) ermöglichen es der Leserin und dem Leser, die zahlreichen zitierten Gerätebeschreibungen zu verstehen. Unterteilt wird seine Darstellung der Geräte nach deren Zweck: Geräte zur Bodenbearbeitung, Pflanzung und Saat, Geräte zur Pflege von Gehölzen, zur Pflege von Rasen und krautigen Pflanzen sowie zur Bewässerung und Schädlingsbekämpfung. Abgeschlossen wird das Buch durch die Präsentation von Geräten zum Schutz von Pflanzen vor Witterungseinflüssen sowie Steig- und Transportgeräten.

Obwohl das Buch aufgrund der Herkunft des Autors einen Schwerpunkt auf Deutschland hat, finden sich immer wieder Bezüge zu Österreich. Anzumerken ist lediglich, dass der fahrbare Gerüstturm zur Heckenpflege in Schänbrunn, mit dem mittels mehrerer Plattformen die Hecke auf einmal geschoren werden kann, nicht nur bis 1929 im Einsatz war (S. 220), sondern - als Nachbau - auch heute noch verwendet wird. Und dass die Schubkarre in Österreich eher als "Scheibtruhe" denn als "Schiebtruhe" (S. 224) bezeichnet wird. Wie von Clemens Alexander Wimmer zu erwarten war, wird alles akribisch dokumentiert. Falls eine zweite Auflage geplant ist, sollte man nur die widersprüchlichen Angaben zum 1565 entstandenen Gemälde "Der Frühling" korrigieren. Wimmer gibt Pieter Breughel d. Ä. (S. 22), Pieter Breughel d. J. (S. 23), Brueghel (S. 37) und Peter Brueghel d. Ä. (S. 178) als Maler an. Eine Vereinheitlichung auf Pieter Brueghel d. Ä. (sic!) erscheint hier sinnvoll.

Übrigens: Das Buch erhielt den 2. Preis beim Deutschen Gartenbuchpreis 2012.

 

Christian Hlavac

 

Clemens Alexander Wimmer: Hippe, Krail und Rasenpatsche. Zur Geschichte der Gartengeräte. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften. Weimar 2012. 246 Seiten. ISBN 978-3-89739-722-4. EUR 35,-



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