Pflanzenschätze

Pflanzenschätze

 

Mit Ende des 15. Jahrhunderts begann aus europäischer Sicht das Zeitalter des Imports von fremdländischen Pflanzen aus anderen Kontinenten. Mit Carolus Clusius und Ogier Ghiselin de Busbecq setzte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine neue Welle an Pflanzenexporten nach Europa ein, der Folgen mitunter absurde Züge annahmen, wie der "Tulpenbörse-Crash" im Jahre 1637 zeigt.

Der schön gedruckte und reich ausgestattete Band "Pflanzenschätze" erzählt die faszinierende Geschichte von den Anfängen des Pflanzen- und Gewürzimports und von der Begeisterung der Europäer, vor allem der Engländer, für die neuartigen (Handels-)Güter. Diese ließ den Handel mit den exotischen Pflanzen bald zu einem lohnenden Geschäft werden und brachte den neuen Berufsstand des professionellen Pflanzenjägers, des Plant Hunters, hervor.

Die Engländerin Carolyn Fry, Mitglied der "Royal Geographical Society" und einstige Herausgeberin des "Geographical", eines der Fachmagazine dieser Gesellschaft, porträtiert zahlreiche Plant Hunters sowie zahlreiche andere Menschen, die ihr Leben der Entdeckung, Sammlung, Archivierung und Bewahrung der Pflanzenschätze widmeten. Die letzten Kapitel widmen sich den heutigen Aufgaben von botanischen Gärten und Samenbanken bzw. den weltweiten Herausforderungen der Gesellschaft in Hinblick auf Klimawandel und Veränderung der Flora.

Hervorzuheben sind die zahlreichen Illustrationen von Pflanzen und die 20 Faksimiles von Schriftstücken, Publikationen und Zeichnungen aus mehreren Jahrhunderten.

Die englische Autorin hat große Unterstützung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Royal Botanic Gardens in Kew erfahren. Daher verwundert es nicht, wenn im Buch ein deutlicher Fokus auf die Beteiligung von Engländern an der Sammlung fremder Pflanzen gelegt wird. Aus österreichischer Sicht darf auf zwei Kapitel verwiesen werden: Eines verweist auf die Verbindung des Wiener Hofes mit Carolus Clusius und Ogier Ghiselin de Busbecq (S. 14/15). Das andere geht kurz auf den "Wiener Dioskurides", auch "Codex Vindobonensis Medicus Graecus I." genannt, ein. Er ist das älteste erhaltene Werk mit botanischen Illustrationen und entstand im Jahre 512 als Kopie von Dioskurides` "De Materia Medica".

Vergeblich sucht man leider in dem Werk, das im Jahre 2009 im englischen Original in London erschienen ist, (weiterführende) Literaturangaben. Kritisch ist anzumerken, dass das Buch, welches auch den negativen Effekt des Klimawandels zum Thema hat, in China gedruckt wurde.

Alles in allem machen die gelungene Gestaltung bzw. die Illustration des Buches und die Präsentation im Schuber das Buch zu einem sehenswerten Exemplar für Pflanzenfreunde und Sammler von exotischen Pflanzengewächsen.

 

Christian Hlavac

 

 

Carolyn Fry: Pflanzenschätze. Aus der Ferne in den Garten. Von leidenschaftlichen Sammlern, fremden Ländern und exotischen Pflanzen. Callwey Verlag. München 2010. 64 Seiten, 28,3 x 24,4 cm, ca. 200 Abbildungen, Illustrationen und Faksimiles, gebunden im Schuber. ISBN 978-3-7667-1853-2. EUR 49,95, sFr 77,90



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