Preußische Gärten in Europa

 

Erschienen ist das Werk im Zuge der gleichnamigen Fachtagung in Potsdam im Oktober 2007. Im Buch werden die Ausstrahlungskraft und Vorbildwirkung der preußischen Gärten und ihrer Gärtner (inklusive deren Schriften) und ihre Stellung in der europäischen Gartenkunstgeschichte erstmals konzentriert untersucht. Es geht um die gegenseitigen Verflechtungen und neueren Erkenntnisse in der Forschung; gleichsam um vergleichende Forschung.

Die eine Hälfte der 70 Beiträge von Gartenhistorikern/innen beinhaltet die deutsche Sicht, die andere Hälfte behandelt die Blickrichtung aus 17 europäischen Ländern auf Preußen. Positiv hervorzuheben ist die Beleuchtung des Themas von zwei Gesichtspunkten: Wie beeinflussten die preußischen andere europäische Gärten und vice versa. Der Bezug wird in den Beiträgen vor allem zu Russland, Polen und Skandinavien hergestellt. Abgeschlossen wird das "gewichtige" Werk mit einer praktischen Bibliographie zu den Gärten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, den Literaturangaben zu den einzelnen Beiträgen, den Kurzbiographien der Autoren/innen und einem Namens- und Ortsregister.

Erstaunlicherweise finden sich Beiträge über die botanischen Sammlungen der Habsburger (S. 20-25) und die Anglizierung formaler Parkanlagen in Österreich (S. 196-197) im Buch, obwohl bei beiden Beiträgen keine Zusammenhänge zu Preußen, zu preußischen Anlagen oder preußischen Gärtnern bestehen.

Der Sammelband macht deutlich, wie adelige, bürgerliche und gärtnerische Familienbande (wie z.B. zwischen den Hohenzollern und den Romanows) und die Reisen von Adeligen, Architekten und Gärtnern Gestaltungsideen in Europa verbreiteten. War das Engagieren von französischen Gartenkünstlern zur Barockzeit in Deutschland häufig, so stieg die Bedeutung der deutschen Gartenkünstler als begehrter "Künstlerexport" (Michael Rohde) zur Zeit des reifen Landschaftsgarten deutlich an. Lehrbücher der Gärtner und Reiseberichte der Fürsten bzw. Gärtner brachten die Kunde von den neuen Stilrichtungen, geschmackvollen Gartenanlagen und deren Schöpfern nach ganz Europa. Für die barocke Architektur und Innenausstattung sind diese Zusammenhänge unter anderem im von Friedrich Polleroß herausgegebenen Buch "Reiselust und Kunstgenuss. Barockes Böhmen, Mähren und Österreich" (Petersberg 2004) sichtbar geworden. Für die Gartenkunst im Bereich der preußischen Gärten sind diese Zusammenhänge im vorliegenden Werk nun deutlich dargelegt.

Christian Hlavac

 

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Preußische Gärten in Europa. 300 Jahre Gartengeschichte. 384 Seiten. Edition Leipzig. Potsdam/Leipzig 2007.

 

 



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