The Sound of Music

"The Sound of Music"

zwischen Mythos und Marketing

Der Mythos "Trapp-Familie" wurde durch die Hollywood-Verfilmung "The Sound of Music" (Regie Robert Wise, 1965), die auf die tatsächliche Geschichte wenig einging, wesentlich bestimmt. Die zahlreichen Beiträge im Buch versuchen u.a. die tatsächliche Lebensgeschichte der Trapp-Familie nachzuzeichnen.
Elisabeth Monarth geht in einer vergleichenden Film- und Musicalanalyse (S. 195-215) der Frage nach, welche filmischen und musikalischen Mittel zur Vermittlung von Klischees, speziell des Österreich-Bildes, eingesetzt werden. Eine Gegenüberstellung der ersten Szenen der verschiedenen Film- und Bühnenfassungen der Trapp-Geschichte zeigt: Der amerikanische Film "The Sound of Music" nutzt filmische Mittel in bester Hollywood-Manier zur Inszenierung einer einprägsamen, stimmungsvollen Skizze, die ein Land und seine Bewohner zeigt, das den meisten Rezipienten des Filmes (nämlich Amerikanern und Asiaten) seit Beginn des 20. Jhdts genau durch diese Klischees, in der Realität aber nur sehr flüchtig oder überhaupt nicht, bekannt ist. Gleichzeitig sind Filme in der USA eine Art Kulturersatz für die "fehlende" Geschichte des Landes. Niemand will diesen Ersatz daher gerne zerstören.
Christian Strasser stellt in seinem Beitrag (S. 267-299) anhand der Verfilmungen einen interkulturellen Vergleich zwischen den deutschsprachigen Ländern Europas und Nordamerika auf, gleichzeitig zeigt er den oberflächlichen Umgang Österreichs mit seiner Nazi-Vergangenheit. Das Medien-Zerrbild verdrängt die Realität bzw. lässt sie gar nicht mehr zu.
Maria von Trapp entsprach und entspricht mit ihren Werten dem Idealbild der nordamerikanischen (Haus-)Frau: Familiensinn, Tugendhaftigkeit und Keuschheit, Musikalität, ausgleichende Gerechtigkeit und Charakterstärke (Alexander G. Keul, S. 321).
"The Sound of Music" präsentierte somit den - in der USA der fünfziger Jahre verbreiteten - American Dream für Frauen.
Zwei Umfragen zeigen, dass Euphorie und Enthusiasmus für die Trapp-Saga in der Tat in anderen Kontinenten anzutreffen sind und nicht im europäischen Einzugsbereich.
Thomas Huber geht in seinem Beitrag dem Österreichbild in den USA und den Erfolgsfaktoren des Filmes "The Sound of Music" nach: Musical-Ohrwürmer, Werte wie Familienbewußtsein und Religiosität, Pioniergeist und Emigrantenmythos, Happy End und Enthistorisierung sowie Erzählung eines Märchens.
Im Kapitel "Marketing" wird der Film "The Sound of Music" als eine der besten Österreich-Werbungen bezeichnet. Er gilt als Musterbeispiel für das Phänomen des country placement.
Fazit: Eigentlich ist "The Sound of Music" ein amerikanischer Heimatfilm, der nur zufällig in Österreich spielt, und der die Bedeutung kulturell geprägter Wahrnehmung sichtbar macht.
Das interessante und abwechslungsreiche Buch spürt Klischees, Fremd- und Selbstbilder mit hohem Symbolgehalt auf und ist nicht nur Fans der Trapp-Familie oder Kennern des Filmes zu empfehlen.

Christian Hlavac

 

Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Alexander G. Keul (Hrsg.): "The Sound of Music" zwischen Mythos und Marketing. Salzburger Landesinstitut für Volkskunde, Salzburg 2000; 493 S., ISBN 3-901681-03-5



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