Topiaria Helvetica 2015

Topiaria Helvetica 2015

 

 

"Topiaria Helvetica", von der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur (SGGK) herausgegeben, hat sich über die Jahre von einem Mitteilungsblatt zu einem Jahrbuch gewandelt. Seit der Ausgabe 2011 ist das Jahrbuch "verlagsreif", und erscheint im vdf Hochschulverlag der ETH Zürich. Im Vordergrund steht jeweils ein thematischer Schwerpunkt der Gartenkultur. Eine eigene Rubrik ist die "SGGK-Vitrine", in der ausgewählte Portraits von Gärten in der Schweiz und dem benachbarten Ausland in Wort und Bild gezeigt werden. Buchrezensionen und Kurzmeldungen schließen die Jahrbücher ab.

Das vorliegende Jahrbuch 2015 widmet sich unter dem Motto "Import / Export" dem Austausch in der Gartenkultur. Gärten sind seit jeher ein Produkt des kulturellen Austauschs. Ob Gartenpflanze oder Gartenplan, Bildungsreise oder Bibliothek, Geschenk oder Gegengeschenk - das ständige Geben und Nehmen war und ist Voraussetzung dafür, dass neue Gärten entstehen und Neues im Garten aufkommen kann. Genau diese Vielfalt des internationalen Austausches im Garten durch die Jahrhunderte bis heute steht im Fokus der Publikation, welche inhaltlich sehr breitgestreute Beiträge umfasst.

Erik A. de Jong widmet sich im einleitenden Text dem Schenken (Geben und Erwidern) von Entwürfen, Pflanzen, Gartenprodukten, Gartenliteratur und Gebrauchsgegenständen anhand konkreter Beispiele. Er macht deutlich, wie bedeutend das Schenken für den Gartenwerdungsprozess war und - eingeschränkt - noch heute ist. Johannes Stoffler präsentiert den "hängenden" Garten von Haldenstein bei Chur und versucht dabei, Parallelen zu und Verflechtungen mit anderen Anlagen der Zeit aufzuzeigen. Die beiden Litauer Vaiva Deveikiene und Steponas Deveikis begeben sich in ihrem französisch verfassten Text auf die Spuren des französischen Landschaftsarchitekten Edouard André (1840-1911), der in Litauen vier Parkanlagen schuf. Claudia Moll nähert sich der Geschichte des Alpinums, welches bekanntermaßen auch in privaten (als Steingarten) und in öffentlichen Garten- und Parkanlagen Fuß fasste. Ihr Blick richtet sich vor allem auf die Händler von Alpenpflanzen und deren Sortiment. Mit der Frage, wie "Landschaft" in den Zoos behandelt wird, beschäftigt sich Christina Katharina May anhand von Elefantengehegen. Werden Landschaften importiert? Versteckt man Modernes und wie naturnahe muss oder darf die Außenfläche sein? Annemarie Bucher nimmt den 1993 eröffneten Chinesischen Garten am Zürichhorn zum Anlass, den Zeitpunkten und Initiatoren von "Wanderbewegungen" (Import- und Exportbewegungen) auf den Grund zu gehen. Im letzten Beitrag ist Bernd Schubert, emeritierter Professor für Landschaftsarchitektur an der Hochschule Rapperswil, dem beruflichen Austausch von Schweizer Landschaftsarchitekten in der Zeit von 1945 bis 1975 über die Grenzen der Schweiz hinaus auf der Spur. Auslandstudien, Wanderjahre in europäischen Nachbarländern, Einwanderer und großes Engagement innerhalb der IFLA (International Federation of Landscape Architects) prägten diese Zeitspanne, wie Schubert darstellen kann.

In der "SGGK-Vitrine" wird ein Blick auf die von Wasser umgebenen Gemüse- und Schrebergärten bei Bourges und Enzos Eneas Baummuseum in Rapperswil-Jona geworfen. Sieben Buchbesprechungen und der kommentierte Abdruck der "Wiener Erklärung" zu den Gärten und Parks der Nachkriegszeit runden das Jahrbuch mit 104 Seiten ab.

Das Jahrbuch ist sicher ein probates Mittel, um in der breiten Öffentlichkeit Verständnis für die Erhaltung historischer Gärten und die aktuelle Gartenkultur und -kunst zu generieren. Einzig der sehr hohe Preis der Publikation könnte so manchen Interessierten von der Lektüre abschrecken.

 

Christian Hlavac

 

Schweizerische Gesellschaft für Gartenkultur (Hrsg.): Import / Export. Vom Austausch in der Gartenkultur. Topiaria Helvetica Band 2015. 104 Seiten, broschiert. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich. Zürich 2015. ISBN 978-3-7281-3650-3. EUR 36,80 [D], SFr 42,-



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