Vortrag "Kurioses und Heiteres in Gärten"
Ein Foto-Streifzug durch Europa
Darf Gartenkunst nur mit Ernst betrachtet werden?
Es zahlt sich aus, auf einem Rundgang Kurioses und Heiteres in Gärten und Parks aufzuspüren. Was verbarg so mancher Holzstoß in einem Garten am Ende des 18. Jahrhunderts? Warum reiste ein japanisches Kamerateam einer Gartensendung eigens nach Wien? Und wer war die 17 Jahre alte Eugenie, die in einem englischen Garten 1967 begraben wurde?
Nach der Foto-Rundreise entdeckt man unter Umständen bei der eigenen nächsten Reise an der einen oder anderen Stelle so manch weiteres Kurioses in Gärten und Parks.
Vortragender: Dr. Christian Hlavac (Gartenhistoriker und Landschaftsplaner)
Termin: Donnerstag, 13. November 2025, 18.30–20.00 Uhr
Kosten: EUR 22,-
Ort: Bildungszentrum Floridsdorf, Zaunscherbgasse 4, 1210 Wien
Anmeldung ist unbedingt erforderlich: bildungszentrum@bildungswerk.at oder Tel. 01/51 552-5108
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf
Vortrag: Von Grotten und Inschriften. Die Landschaftsgärten Cobenzl und Am Himmel im Vergleich
Dienstag, 13. Mai 2025, 17.00 Uhr
Vortrag von Dr. Christian Hlavac
Ort: Ahnensaal des Bundesdenkmalamts, 1010 Wien, Hofburg, Säulenstiege, 2. Stock
Eine Veranstaltung der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung in Wien.
250 Jahre Augarten. Das Jubiläum und sein Mythos
Unter Kaiser Joseph II. wurde 1775 der Augarten „jedermann“ geöffnet. So die Erzählung. Doch stimmt diese?
Der Rundgang widmet sich der Beantwortung dieser Frage und der historischen Entwicklung des ältesten erhaltenen Barockgarten Wiens, der genaugenommen aus drei Teilen besteht und heute einem großen Nutzungsdruck ausgesetzt ist.
Der Augarten in der Leopoldstadt ermöglicht uns – obwohl er im Laufe der Jahrhunderte in Teilen verändert und vergrößert wurde – einen Blick in die Gartenkunst des frühen Barockzeitalters.
Exkursion mit Dr. Christian Hlavac
Fr. 9. Mai 2025, 14.00 - 16.00 Uhr
Kosten: EUR 17,00
Treffpunkt: vor dem Haupteingang/Portal (Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien)
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf. Anmeldung unbedingt erforderlich: Tel. 01/01/51552-5108 oder bildungszentrum@bildungswerk.at

Rezension "Biographie über Karl Foerster"
„Blumengärten für intelligente Faule“. Dieser Buchtitel stammt nicht von einem oberösterreichischen Journalisten, sondern von einem deutschen Gärtner, der bis weit in die Nachkriegszeit die Gärtnerbranche und den Fachbüchersektor geprägt hat. Carl (später auf eigenem Wunsch Karl) Foerster (1874–1970), dessen Vater den Nachnamen aus Marketinggründen von Förster auf Foerster geändert hatte, ist ein Mensch, der noch heute weit über Fachkreise hinaus bekannt ist.
Der „Schöpfer“ von zahlreichen Staudensorten und (Fach-)Schriftsteller wuchs in einem antinationalistischen, gesellschaftspolitisch liberalen Umfeld auf. Sein Vater, Astronom an der Berliner Sternwarte der Akademie der Wissenschaften, wohnte mit seiner Familie direkt neben seinem Arbeitsplatz. Da die Sternwarte von einem großen Park umgeben war, dürfte sein Sohn Karl dort vom „Gartenfieber“ befallen worden sein. Eine hartnäckige Nervenkrankheit und Magenbeschwerden bedingten in jungen Jahren zahlreiche Kuren und führten dazu, dass er etwas verspätet einen Beruf erlernen konnte: den des Gärtners. Die Lehre absolvierte Karl in Schwerin im großherzoglichen Küchengarten. Es folgte der Besuch der Gärtnerlehranstalt Wildpark in Potsdam, die er aufgrund zurückkehrender Leiden frühzeitig verließ. Foerster trat danach eine Stelle als Gärtnergehilfe im Schlosspark Altenstein in Thüringen an. Seine Krankheiten führten jedoch zu einer fünfjährigen Arbeitspause. Die Begeisterung für Stauden dürfte vor allem während seiner anschließenden halbjährigen Gehilfenzeit in der Versandgärtnerei Nonne & Hoepker in Ahrensburg bei Hamburg geweckt worden sein. Im Jahr 1903 begann Karl Foerster, eine eigene (zunächst sehr kleine) Gärtnerei mit Schwerpunkt Stauden in Westend bei Berlin aufzubauen. Im Jahr 1910 übersiedelte er mit seiner Staudengärtnerei nach Potsdam-Bornim, wo er Mitte der 1910er-Jahre mit eigenen Züchtungsarbeiten begann. 1917 wurde er mit dem Buch „Vom Blütengarten der Zukunft“ weithin bekannt.
Die Grundlagen für seinen Ruhm legte Karl Foerster während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik mit Gründung von drei Firmen. Ab 1935 wurden seine Betriebe deutlich ausgebaut und erreichten während des Zweiten Weltkriegs ihre Blütezeit. 1936 nahm er erste staatliche Aufträge des NS-Regimes an, beginnend mit Lieferungen für die Fliegerwaffenschule Parow bei Stralsund. Nachdem Foerster 1937 einen Mitgliedsantrag an die NSDAP aus taktischen Gründen zurückzogen hatte – der liberale Bruder Friedrich Wilhelm stand im übertragenen Sinn im Weg –, wurde Karl erst nach der 1939 erfolgten Aufhebung der Aufnahmesperre Parteimitglied. Nach dem Krieg konnte er rasch seinen Staudenbetrieb im nunmehrigen Ostdeutschland fortführen, denn dieser wurde nicht von der sowjetischen Verwaltung beschlagnahmt, sondern Anfang 1946 der Akademie der Wissenschaften in Moskau unterstellt. 1959 ebnete man mit einem Vertrag den Weg zu einem Volkseigenen Betrieb (VEB). Anfangs hieß dieser „Karl Foerster Stauden-Großkulturen, Züchtungs- und Forschungsbetrieb KG mit staatlicher Beteiligung“, ab 1972 „VEB Bornimer Staudenkulturen“. Seine zahlreichen Besuche in Westdeutschland verfolgte die Stasi genau, obwohl er sich den politischen Verhältnissen anpasste und auch auf Ehrungen in der DDR aktiv hinarbeitete. Seine belastete Vergangenheit wurde nicht thematisiert.
Förster dürfte sich – so legen zahlreiche zitierte Briefe und die Gegenüberstellung der Finanzen nahe – in seiner zweiten Lebenshälfte eher als Schriftsteller denn als Gärtnereibesitzer gesehen haben. Beim Lesen des Buches wird nämlich deutlich, dass Foerster immer verschuldet war und dass mit der Zeit das Schreiben mehr einbrachte als seine Firmen.
Der versierte Gartenhistoriker Clemens Alexander Wimmer hat für dieses Buch alle relevanten Nachlässe durchgearbeitet und somit viele neue Erkenntnisse vorgelegt; die von Karl Foersters Ehefrau Eva vernichteten Dokumente hingegen sind für immer verloren. Der Autor entschied sich, die Lebensgeschichte Foersters – beginnend mit dem Geburtsjahr 1874 – strikt nach Lebensjahren zu erzählen. Es gibt nur vier Überkapitel, die von Foersters „vier Leben“ handeln. Der Autor versucht dadurch, dem Leben Foersters einen ordnenden Rahmen zu geben. Da sich Wimmer jedoch – mit ganz wenigen Ausnahmen – einer Bewertung der Person Karl Foersters und dessen Handlungen enthält, wirken die Überkapitel ein wenig konstruiert. Auffällig ist, dass der Autor auf einen Analyse- und Syntheseteil verzichtet. Er überlässt es den Leserinnen und Lesern, sich ein Bild von Foerster zu machen; sowohl was dessen Bedeutung als Gärtner als auch dessen „Überleben“ in verschiedenen politischen Systemen betrifft.
Beim Lesen fällt es schwer, den Überblick über die vielen genannten Personen zu behalten. Wer war Frau x und wer war Herr y nochmal? Die stakkatoartige Auflistung von Ereignissen, Namen und Zitaten erschwert das Lesen und führt dazu, dann man dem Text äußerst konzentriert folgen muss. Dies erschwert das von Clemens Alexander Wimmer angesprochene Ziel des Buches, Foersters Erfolgsmethodik und dessen familiäres und berufliches Beziehungsgeflecht nachvollziehen zu können. Hinzu kommt, dass an manchen Stellen auf den ersten Blick nicht klar ist, von wem und aus welcher Zeit ein Zitat stammt. Hier müssen die Leserinnen und Leser im Anmerkungsapparat nachschlagen (siehe z. B. den Absatz über die Ehrenpromotion Foersters im Jahr 1950, S. 346).
Unabhängig davon entspricht der Schreibstil Foersters nicht heutigen Lesegewohnheiten; er muss als schwülstig angesehen werden. Sogar seine Frau Eva – welche noch zu Lebzeiten in einem Interview sagte, die Stauden seien ihrem Ehemann wichtiger als sie selbst gewesen – mahnte ihn, seine „großen schwungvollen Wolkenbilder“ sachlicher zu schreiben. Ein Beispiel für den Stil Foersters zeigt ein Blick auf eine Publikation über den Steingarten: „Es handelt sich um keine Mode, sondern um eine Angelegenheit von ewiger Zukunft, denn es liegen hier neugeschaffene Bahnen für das Walten eines Urdranges der Menschenseele.“ (Aus: Der Steingarten der sieben Jahreszeiten, 1928, zitiert auf S. 167).
Der Autor verweist mehrmals auf Spuren Foersters in Österreich. Im Dezember 1912 war Karl in Wien und erlebte die Eröffnung der ersten „österreichischen Gartenbauwoche“ in Wien mit (S. 95). Drei Jahre später war er wieder in Wien, angeblich geschäftlich. Dass er im Oktober eine Kur in Baden bei Wien absolvierte, auf die der Autor nicht verweist, sei an dieser Stelle ergänzt. 1931 erhielt Foerster von Elisabeth von Windisch-Graetz, der Tochter von Kronprinz Rudolf, einen Auftrag und reiste mit seiner Frau Eva nach Wien. Es ging mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Gestaltung des Villengartens in der Lainzer Straße (S. 190). 1941 fuhr Foerster abermals nach Österreich, wo er und seine Mitarbeiterin bzw. Geschäftspartnerin Herta Hammerbacher einen Auftrag für den Garten des Schlosses Rannariedl (Mühlviertel) annahm (S. 281). Sein letzter Auftrag in Österreich verdankte er dem Wiener Gauleiter und Reichsstatthalter Baldur von Schirach, dessen Villengarten auf der Hohen Warte (Wien-Döbling) ab Oktober 1941 Foersters Zweigniederlassung in München plante. Wimmer zitiert dazu aus dem Briefwechsel Foersters mit Schirach (S. 283) und gibt erstmals Quellen an, durch welche sich die bisher nur vermutete Beauftragung und Ausführung durch eine der Firmen Foersters nun nachweisen lässt (Anmerkung: Oliver Rathkolb spricht in seiner 2020 erschienenen Biographie über Schirach noch von einer „mutmaßlichen“ Planung Foersters).
Nach dem Lesen des Buches, das nur durch äußerst klein abgedruckte Fotos und Faksimile in schwarz-weiß bereichert wird, zeigt sich deutlich: Karl Foerster sah nicht nur das Veredeln und Verbreiten von Stauden als seine Lebensaufgabe, sondern er wollte auch durch seine Schriften die Menschheit bessern und politischen Einfluss nehmen.
Aus den bereits oben genannten Gründen ist es für die Leserinnen bzw. die Leser mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einfach, die im Klappentext angesprochenen Fragen – wie kann es einer einzelnen Person gelingen, sich in unterschiedlichen politischen Systemen erfolgreich zu behaupten, wie sah sein familiäres und berufliches Beziehungsgeflecht aus? – zu beantworten. Doch geben die zahlreichen, teils erstmals ausgewerteten Quellen eine sehr solide Basis für die individuell zu erarbeitende Beantwortung, welche jedoch ausreichend Zeit, genaues Lesen und Nachschlagen im Anmerkungsapparat bedingt. Es ist ein wichtiges Arbeitsbuch im wahrsten Sinne des Wortes.
Christian Hlavac
Clemens Alexander Wimmer: Gärtner der Nation. Die vier Leben des Karl Foerster. Hardcover mit Fadenbindung und Schutzumschlag, 512 Seiten, 200 sw-Abbildungen, 15,7 x 22,5 cm, VDG Verlag, Ilmtal-Weinstraße 2024, ISBN 978-3-89739-976-1, EUR 34,- [D].
Exkursion WIG 74 am 19. April 2024
Exkursion 50 Jahre Wiener Internationale Gartenschau 1974
Gartenschauen sind – im Nachhinein betrachtet – Seismographen für die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse. Dies trifft auch für die Wiener Internationale Gartenschau 1974 (kurz WIG 74) zu. Noch heute weist so manches Relikt zum Beispiel auf die Technikgläubigkeit der 1970er-Jahre hin. Trotzdem oder gerade deshalb ist der Kurpark Oberlaa auf der Fläche der WIG 74 noch heute ein ganz wichtiger Grünraum in Wien, der bei genauem Hinsehen so manche historische Überraschung bietet.
Termin: Freitag 19. April 2024, 16.00 - 18.30 Uhr
Kosten: EUR 20,-
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf. Anmeldung unbedingt erforderlich: Tel. 01/01/51552-5108 oder bildungszentrum@bildungswerk.at
Vortrag "Europa einmal anders: Prominente und ihre Gräber"
"Zeigt mir Eure Friedhöfe, dann sage ich Euch, wer Ihr seid." Unter diesem Motto führt die Bilderreise zu Friedhöfen und Gräbern quer durch Europa, von Italien bis Norwegen. Bekannte und versteckte Gräber von prominenten Persönlichkeiten vermitteln uns die europäische Geschichte der letzten Jahrhunderte und liefern so manche überraschende Erkenntnis über "Promis". Lassen Sie sich auf eine besondere Tour zu Fuß und mit dem Zug ein.
Teil 4 der Reihe “Gräber von Persönlichkeiten”
Termin: Mittwoch, 15. November 2023, 18.30–20.00 Uhr
Kosten: EUR 15,-
Ort: Bildungszentrum Floridsdorf, Zaunscherbgasse 4, 1210 Wien
Anm. erforderlich: bildungszentrum@bildungswerk.at oder Tel. 01/51 552-5108
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf
Broschüre "100 Jahre Währinger Park" erschienen
Anfang September 2023 ist als Heft 3 des 58. Jahrgangs der Zeitschrift "Unser Währing" ein Beitrag zur Geschichte des Währinger Parks im 18. Wiener Gemeindebezirk erschienen.
Das Heft ist ausschließlich über das Währinger Bezirksmuseum zu beziehen.
Vortrag "Erich Hanke und die WIG 74"
Am 15. Mai 2023 lädt der Fuldaer Geschichtsverein zum Vortrag "Die Wiener Internationale Gartenschau 1974 und deren leitender hessischer Landschaftsarchitekt. Eine Spurensuche in Bilder".
Wo: Unterm Heilig Kreuz 1, D-36037 Fulda
Wann: Donnerstag 11. Mai 2023, 19.00 Uhr
Vortragender: Dr. Christian Hlavac (Wien)
Exkursion "Das Neugebäude in Simmering und seine Gärten"
Eine fünf Meter hohe Mauer mit schönen Zinnen umfasst noch heute das Krematorium gegenüber dem Wiener Zentralfriedhof. Vor über 450 Jahren staunte man über die prächtigen Gärten, die hinter der jetzigen Krematoriumsmauer lagen und Teil der größten Renaissanceanlage nördlich der Alpen waren: dem Neugebäude. Der Bauherr war der kunst- und garteninteressierte Kaiser Maximilian II. (1527-1576), auf den ein Komplex von Gartenanlagen zurückgeht, der Obst-, Blumen- und Fasangärten mit Springbrunnen und Teichen umfasste. Das Neugebäude blieb aufgrund des frühen Todes des Kaisers ein unvollendeter Torso: Alle wesentlichen Teile der Anlage waren zwar begonnen worden, aber kaum etwas konnte zu Lebzeiten Maximilians vollendet werden. Beim Rundgang begeben wir uns auf die Spuren dieses einzigartigen Architektur- und Gartenensembles.
Referentin und Referent: Mag.a Helga Rauscher (Kunsthistorikerin; Kulturverein Simmering) und DI Dr. Christian Hlavac (Landschafts- und Architekturhistoriker, Publizist)
Termin: 17. März 2023
Eine Veranstaltung des Bildungszentrum Floridsdorf
90 Jahre Geschichte in Photographien
Vortrag: Niederösterreich in Bildern. Das Archiv der Photographenfamilie Wagner (Lilienfeld)
Der Bilder-Schatz der Lilienfelder Photographenfamilie Wagner wurde – nachdem er über viele Jahre in einem Dachboden und dann in einem Keller ungeordnet lagerte – in den letzten eineinhalb Jahren gesichtet, neu aufgestellt und großteils erschlossen. Die Bilder umfassen geographisch gesehen vor allem das Mostviertel, zeigen aber auch andere Landesviertel sowie andere Bundesländer; zeitlich gesehen werden die Jahre 1905 bis 1993 abgedeckt. Überregionale Berühmtheit erlangte der Photoatelier-Begründer Willi Wagner als photographischer Begleiter des Skipioniers Mathias Zdarsky. Beim Bildervortrag werden ausgesuchte Photographien aus dem Wagner-Archiv präsentiert und erläutert.
Bildervortrag am Mittwoch 7. Dezember 2022 mit Christian Hlavac
17.30 bis 19.00 Uhr
Vortragsraum der Landesbibliothek. Landhausplatz 1, Haus Kulturbezirk 3, 3109 St. Pölten
Eine Veranstaltung des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich
Eintritt frei.
Anmeldung: siehe Website des Veranstalters (externer Link)
Gartenexkursionen 2022
Im ersten Halbjahr 2022 wird es zwei Exkursionen geben:
Landschaftsgestaltung des Fürsten Liechtenstein
Samstag 7. Mai 2022, 10.00 bis ca. 15.00 Uhr (mit Mittagspause im Gasthaus Mödlinger Kobenzl)
Treffpunkt: Tourismusinfo Mödling, Kaiserin Elisabeth-Straße 2 (Fußgängerzone; nahe Rathaus)
Wanderschuhe (u. a. steiler Anstieg) werden dringend empfohlen.
Kosten: 22,-
sowie
Kurpark Oberlaa: auf den Spuren der Wiener Internationalen Gartenschau 1974
Samstag 14. Mai 2022, 14.00 bis 16.00 Uhr
Treffpunkt: Kurzentrum Oberlaa, vor der Kurkonditorei Oberlaa (U1 Endstation)
Kosten: 15,-
Beide Termine werden vom Bildungszentrum Floridsdorf veranstaltet.
Anmeldung unter oder Tel: 01/51 552-5108

Rezension "Gustav Lüttge: Gartenkunst der Nachkriegsmoderne"
In der 2014 beschlossenen „Wiener Erklärung“ über das „Grüne Nachkriegserbe“ der 1950er- und 1960er-Jahre wurde festgehalten, dass „Unkenntnis und mangelnde Pflege, oft auch fehlende Wertschätzung […] über die Jahrzehnte zu großen Substanzverlusten an dem gartenkulturellen Erbe dieser Epoche geführt“ haben und „die gartenkulturellen Leistungen der Nachkriegszeit und des Wiederaufbaus zu entdecken, zu erforschen und nicht gedankenlos preiszugeben“ sind. Die „Wiener Erklärung“ versteht sich deshalb auch als ein „Aufruf zur Erhaltung, zum Schutz, zur Erforschung, Inventarisierung und Sicherung der Pflege von Parks und Gärten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Die beiden Wörter „Erforschung“ und „Inventarisierung“ spielen in Bezug auf das vorliegende Buch des Stadtplaners und Denkmalpflegers Frank Pieter Hesse eine große Rolle. Denn um zu verstehen, wie sich die Gartenarchitektur jener Zeit darstellte, ist es auch notwendig, das Gesamtwerk der einzelnen Gartenarchitekten – und der extrem wenigen Gartenarchitektinnen jener Zeit – genauer darzulegen und zu analysieren, also zu erforschen und zu inventarisieren. Obwohl Frank Pieter Hesse keinen Bezug zur „Wiener Erklärung“ herstellt, ist er sozusagen „mitten drin“ im Diskurs um das „Grüne Nachkriegserbe“, denn Gustav Lüttge (1909–1968) war – wenn auch schon vor 1945 tätig – vor allem in den 1950er-Jahren und 1960er-Jahren ein vielbeschäftigter Gartenarchitekt in Norddeutschland.
Oft werden noch heute Bestände von Garten-/Landschaftsarchitekturbüros aus Unwissenheit oder Desinteresse vernichtet. Es ist ein Glück, dass sich im Fall von Gustav Lüttge so viel(fältig)e Unterlagen erhalten haben: Der Nachlass des Lüttgeschen Büros – im Wesentlichen eine Vielzahl an Entwurfs-, Bepflanzungs- und Ausführungsplänen – konnte in das Hamburgische Architekturarchiv überführt werden und wurde dort geordnet. Dieser Nachlass ist die wichtigste Basis für die Monographie über Gustav Lüttge.
Nach einer Einleitung widmet sich Frank Pieter Hesse im ersten Kapitel dem privaten und beruflichen Werdegang Lüttges. Im zweiten Kapitel wird die Frage beantwortet, wie Lüttge zu einem der wichtigsten deutschen Gartenarchitekten seiner Zeit wurde: Welche Personen prägten ihn? Wie und durch welche Faktoren entstand sein Stil? Den von ihm und seinem Büro geplanten privaten Wohngärten gehört das dritte Kapitel. Sie machten den Großteil der Planungen Lüttges aus. In einem eigenen, anschließenden Kapitel widmet sich die Gartenarchitektin Eva Henze (Tochter des Lüttge-Mitarbeiters und Nachfolgers Wolfgang Henze) der Pflanzenverwendung bei Lüttge. Das fünfte Kapitel handelt von den öffentlichen Parks, der Planung für die Interbau 1957 (Berlin), den ausgeführten und nicht ausgeführten Gedenkstätten und Mahnmalen (zwischen 1953 und 1965), der Siedlung Marienhöhe in Quickborn sowie dem Kurpark in Mölln.
102 Seiten umfasst das kommentierte Werkverzeichnis Lüttges in chronologischer und alphabetischer Reihenfolge (innerhalb eines Jahres) mit 418 Projekten, darunter über 270 Hausgärten. Die meisten dieser Projekte sind mit einem Lüttge-Plan und/oder einem zeitgenössischen bzw. aktuellen Bild versehen. Im siebenten Kapitel druckt Hesse 16 – teils bisher unbekannte – Texte aus der Hand Gustav Lüttges ab, darunter Manuskripte zu Vorträgen. Beim Lesen dieser Texte zeigt sich, wie wichtig es Lüttge war, ein „Wohnen im Grünen auf kleinster Grundfläche“ zu ermöglichen. Auch wenn die Texte – wie Hesse es formuliert – heute hie und da antiquiert wirken, ermöglichen sie uns, ein Verständnis jener Zeit zu ermöglichen, in der Lüttge lebte und arbeitete. Sie veranschaulichen den weltanschaulichen und gartentheoretischen Hintergrund seines Schaffens.
Das letzte Kapitel bietet fünf Texte von Zeitgenossen sowie Kolleginnen bzw. Kollegen, die einen weiteren Außenblick auf die Person Lüttge ermöglichen. Der Anhang umfasst einen kurzen tabellarischen Lebenslauf Lüttges, dessen Veröffentlichungsliste, ein Literaturverzeichnis, ein umfassendes Register (Personen bzw. Firmen sowie Orte) sowie den Abbildungsnachweis.
Gustav Lüttge war als Planer im weitesten Sinne Autodidakt. Nach einer Kaufmannslehre, einer Gärtnerlehre, einem Praktikum bei Karl Foerster und seiner Tätigkeit beim Gartenarchitekten Heinrich Wiepking in Berlin machte er sich 1933 in Hamburg selbstständig, ohne ein entsprechendes Studium an einer Hochschule absolviert zu haben.
Was das überlieferte Gesamtwerk Lüttges von anderen Garten- und Landschaftsarchitekten jener Zeit unterscheidet, ist die Tatsache, dass zahlreiche zeitgenössische Photographien erhalten sind. So dokumentierte Lüttges Sohn, der Photograph Thomas Lüttge, in den 1960er-Jahren einen Teil der errichteten Privatgärten seines Vaters. Noch mehr Photographien stammen vom Hamburger Photographen Otto Rheinländer, der für Gustav Lüttge arbeitete und dessen Bilder ebenfalls im Hamburgischen Architekturarchiv gelagert werden. Leider haben sich keine Akten zu den jeweiligen Projekten erhalten und so musste Frank Pieter Hesse vor allem auf Zeitschriftenbeiträge zurückgreifen, in denen über Lüttge und seine Planungen berichtet wurde. Andererseits existiert dessen Tagebuch aus der Zeit 1923–1945, das Auskunft über seinen Lernprozess beim Umgang mit Pflanzen gibt.
Lüttge bezeichnete sich selbst immer als Gartenarchitekt, auch wenn er in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg seine Pläne meist mit der Bezeichnung „Garten- und Landschaftsarchitekt“ versah. Er gehörte nach der Planung für den Alsterpark (Bereich der Ausstellung „Plastik im Freien“) in Hamburg im Rahmen der IGA 53 – sein wohl bekanntestes Werk – zu jenen wenigen Gartenarchitekten, die in und rund um Hamburg für Bankiers, Kaufleute und Reeder deren Privatgärten entwarfen. Die Gestaltung von Privatgärten blieb bis zu seinem Tod das Hauptbeschäftigungsfeld Lüttges.
Das Architektonische und der Kontrast zwischen Gebautem und Vegetation prägt fast alle seine Entwürfe. Er arbeitete mit deutlichen Kanten und asymmetrischen Wege-, Rasen-, Stauden- oder Wasserachsen und somit mit „Gerüsten“, welche dem Menschen eine Struktur geben und die ihn führen sollten, wie Lüttge in einem verschriftlichten Selbstgespräch meinte. Das Coverbild ist daher sehr gut gewählt, da es einen „idealtypischen“ Garten aus dem Atelier Lüttge zeigt (Garten Voss, Hamburg).
Der Schein des „Natürlichen“ wird in seinen Gärten vermieden; sie sollten als „Menschenwerk“ wahrgenommen werden. Lüttge selbst bezieht sich in einem Text aus dem Jahr 1967 auf die Anfang des 20. Jahrhunderts immer lauter werdende Kritik am Landschaftsgarten, der in zu kleine Grundstücke hineingepresst wurde und somit keinen Bezug zum Wohnhaus mehr hatte. Ein sichtbarer und funktionaler Bezug vom wohnlichen Garten zum Haus – in 30 Fällen bezeichnete Lüttge (ab 1931) im Plan oder Text den entsprechenden Garten als „Wohngarten“ – war ihm sehr wichtig. Der Wohngarten war laut seinen eigenen Worten eine „räumliche Fortsetzung der Wohnung“.
Frank Pieter Hesse ist mit dem vorliegenden Buch mehr als eine Werkmonographie gelungen. An dieser „Erweiterung“ beteiligt ist der Abdruck der Schriften Lüttges, die Kommentare von Wegbegleitern und die hervorragend gedruckten Photographien und Pläne, auch wenn man sich bei manchen wünscht, dass sie größer abgebildet worden wären. Doch hätte dies das ohnehin schon dicke Werk noch dicker werden lassen.
Auch wenn Frank Pieter Hesse betont, manche Fragestellungen aufgrund fehlender Quellen nicht beantworten zu können, vermisst man eine tiefergehende Analyse der Zeichentechnik bzw. der Entwurfsphasen Lüttges sowie eine genauere Auflistung, welche Materialien er verwendete und welche Firmen seine Planungen umsetzten.
Hesse betont im Vorwort, dass er die Publikation in erster Linie als „kommentierte Dokumentation“ versteht, „die nicht beansprucht, eine abschließende Einordnung Gustav Lüttges in die Geschichte der modernen Gartenkunst des 20. Jahrhunderts zu leisten.“ Und doch ist sie ein Meilenstein, da ausführliche und leicht zugängliche Publikationen über Gartengestalter respektive Gartenarchitekten jener Zeit (noch) rar sind.
Conclusio: Das vorliegende Buch ist eine sehr ausführliche, sehr gut recherchierte Aufarbeitung zum Gartenarchitekten Gustav Lüttge, der ein leidenschaftlicher und schöpferischer Gärtner war – und eine Messlatte für zukünftige Monographien; ganz im Sinne der „Wiener Erklärung“.
Christian Hlavac
Frank Pieter Hesse: „Gärten sollen kein Geschwätz sein.“ Gustav Lüttge. Gartenkunst der Nachkriegsmoderne. Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs, Band 40. 448 Seiten, 640 Abbildungen, Hardcover mit Fadenheftung und Lesebändchen, 21 x 26,8 cm. ISBN 978-3-86218-132-2. Dölling und Galitz Verlag. München 2021

Buch "Kulturtourismus" erschienen
Im Herbst 2020 ist die dritte, vollständig überarbeitete Auflage des Lehrbuchs "Kulturtourismus" erschienen. Das Werk richtet sich an Expertinen und Experten des Tourismus- und Kultursektors, Lehrende und Studierende. Als Handbuch veranschaulicht es die vielen unterschiedlichen Facetten des Kulturtourismus. Präsentiert werden die Grundlagen von der historischen Entwicklung des Kulturtourismus bis zu seinen heutigen Ausprägungen wie Städte- und Studienreisen.
Bedeutende Zukunftsthemen werden in eigenen Kapiteln behandelt. So bietet sich den Leserinnen und Lesern einen Überblick zu Spezialmärkten wie Architekturtourismus, Kulturtourismus im ländlichen Raum, Gartentourismus, Industrietourismus, Film- und Literaturtourismus. Auch Themen für "Leib und Seele" kommen nicht zu kurz. Verfasst wurden die Beiträge von namhaften Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis.
Das Buch "Kulturtourismus" ist im Wissenschaftsverlag De Gruyter Oldenburg (Berlin-Boston) erschienen und kann sowohl als Printexemplar sowie als Onlineausgabe erworben werden.
Kulturtourismus
Reihe "Lehr- und Handbücher zu Tourismus, Verkehr und Freizeit"
Herausgegeben von Axel Dreyer und Christian Antz
Verlag De Gruyter Oldenbourg 2020, 3., vollständig überarbeitete Auflage
308 Seiten, ISBN 978-3-486-58258-1, EUR 59,95
Vortrag "Gräber von Persönlichkeiten auf europäischen Friedhöfen", Teil 3
Eine Bilderreise durch Europa
Die Bilderreise führt zu Friedhöfen und Gräbern unter anderem in Prag, Leipzig, Südtirol, Innsbruck, Linz und im Großraum Wien. Die Gräber vermitteln uns anhand der Biographien bekannter Persönlichkeiten die europäische Geschichte der letzten 400 Jahre. Gleichzeitig gilt für die Gestaltung von Friedhöfen: “Zeigt mir Eure Friedhöfe, dann sage ich Euch, wer Ihr seid.”
Teil 3 der Vortragsreihe “Gräber von Persönlichkeiten auf europäischen Friedhöfen”
Donnerstag 22. Oktober 2020; 19.00 bis 20.30 Uhr
Vortragender: Dr. Christian Hlavac
Kosten: EUR 6,-
Kursort: VHS Döbling , Gatterburggasse 2a , 1190 Wien
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund
Anmeldung unter: Tel. 01 / 891 74 109 000 oder alsergrund@vhs.at
Exkursion Kahlenberger Waldfriedhof und Eremie
Trotz zahlreicher Um- und Neubauten weist der Kahlenberg zwei historische Kleinode auf: den 1783 eröffneten Waldfriedhof und Reste des einstigen Camaldulenserklosters. Wir gehen bei der Exkursion unter anderem der Frage nach, was Italien und Belgien mit diesen beiden Orten zu tun haben und warum am Kahlenberger Waldfriedhof der "Kongress tanzt".
Samstag 27. Juni 2020, 10.00-12.00 Uhr (Zusatztermin 13.00-15.00 Uhr)
Treffpunkt: vor der Kirche am Kahlenberg
Maximale Teilnehmerzahl: 9 Personen
Kosten: EUR 10,-
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund.
Eine Anmeldung ist unbedingt notwendig unter 01 / 891 74 109 000 oder alsergrund(at)vhs(dot)at
Exkursion "Wie gut kennen Sie den Türkenschanzpark?"
Der Türkenschanzpark in Währing ist der älteste Bürgerpark Wiens. Er wurde nicht vom Kaiser oder der Stadt initiert, sondern von Bürgern der Umgebung. Noch heute gilt er als einer der schönsten Parkanlagen Wiens. Wir begeben uns auf die Spur nach der wechselvollen Geschichte dieses Volksparks.
Die Führung findet bei jedem Wetter statt.
Sonntag 21. Juni 2020, 13.00 bis 15.00 Uhr
Treffpunkt: Paulinenwarte im Türkenschanzpark, 18. Bezirk (nahe der BOKU), ausgeschildert
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf
Maximale Teilnehmerzahl: 15 Personen
Kosten: 14,–
Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich: Tel. 01/51552-5108 oder bildungszentrum(at)bildungswerk(dot)at

Rezension "Stourhead Garden"
Der seit 1946 im Besitz des National Trust stehende Stourhead Garden in der Grafschaft Wiltshire gilt als einer der englischen Landschaftsgärten. Die Popularität des Gartens begründet sich durch den scheinbar originalen Zustand, durch seine berühmte Ansicht im Eingangsbereich und das scheinbar stimmige Gartenprogramm. Er wurde maßgeblich von zwei Personen gestaltet: dem Londoner Bankier Henry Hoare (1704-1785), der seine Ideen von 1742 an bis kurz vor seinem Tod umsetzte, und seinem Erben Richard Colt Hoare (1758-1838), der den Garten ab 1784 markant umgestaltete, in dem er im Sinne einer Bereinigung einige aus seiner Sicht störende Gartenelemente entfernte - und ein paar neue hinzufügte. Auch die Bepflanzung mit exotischen Gehölzen (inklusive Rhododendron) geht auf ihn zurück.
Das vorliegende Buch, welches auf einer 2018 abgeschlossenen Dissertation basiert, gliedert sich in fünf Teile: Da die Entstehung und Ausdifferenzierung des Landschaftsgartens in England nicht nur auf die Ästhetik reduziert werden soll und darf, widmet sich die Kunsthistorikerin Tomke Schäfer-Stöckert zuerst den politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen im England des 18. Jahrhunderts. Im zweiten Teil geht es um die Baugeschichte des Gartens bis 1784, wobei sich die Autorin auf die wenigen erhaltenen Briefe, Rechnungsbücher und Bauzeichnungen beziehen kann. Sie bespricht die auffällige Stilpluralität und lotet die Möglichkeit eines Gartenprogramms aus. Im folgenden Teil wird die Rezeption der Gartenelemente von Stourhead Garden in der Gartenliteratur und den Bildwerken des 18. Jahrhunderts untersucht. Der vierte Teil widmet sich jener Zeit, in der Richard Colt Hoare den Garten umgestaltete und in der den Besuchern erstmals eine Lesart des Gartens angeboten bzw. vorgegeben wurde. Der letzte Teil untersucht die Fachliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts auf die Deutung von Stourhead Garden hin.
Das grundlegende Problem bei der Erforschung der Gartengeschichte und der kunsthistorischen Betrachtung dieses Gartens ist das Fehlen eines Gartenführers aus dessen Gründungszeit. Erst im Jahr 1800 publizierte Richard Colt Hoare den ersten offiziellen Führer durch diese Anlage, die seit Anfang an öffentlich zugänglich war.
Wenn man sich mit der Literatur über Stourhead Garden aus dem 20. und 21. Jahrhundert beschäftigt, wird rasch der mögliche Zusammenhang mit Vergils Aeneis (29–19 v. Chr.) sichtbar: Hoare habe als Begründer und Gestalter dieses Gartens bewusst mittels entsprechender Hinweise auf dieses Werk angespielt. Die Autorin kann nach genauem Quellenstudium hingegen gut nachvollziehbar darlegen, dass im 18. Jahrhundert kein Hinweis auf Vergils Aeneis, den Hauptakteur Aeneas oder Troja gegeben wird. Daher stellt sich für Tomke Schäfer-Stöckert die zentrale Frage, wie diese "Wahrnehmungsdiskrepanz" zwischen der Betrachtungsweise zu Henry Hoares Lebzeiten und den Analysen aus heutiger Zeit zu erklären ist und wann mit einer ikonographischen Ausdeutung bzw. der Idee eines Gesamtprogrammes begonnen wurde. Jedenfalls wird nach Durchsicht der Gartenbeschreibungen deutlich, dass bis zum Jahr 1800 nie von einem Gartenprogramm die Rede ist. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass erst Richard Colt Hoare einen durchgängigen Weg um den Großen See anlegte und somit eine Lesart für die Besucher vorgab. Er versuchte, dem Garten eine einheitliche Programmatik zu geben.
Das Erscheinen des Aufsatzes "Henry Hoare´s Paradise" (1965) von Kenneth Woodbridge stellt laut Autorin eine Zäsur dar, da hier erstmals eine auf ein Gesamtprogramm abgestimmte Darstellung des Gartens angeboten wird, die sich – ein wenig gewandelt – bis heute im offiziellen Gartenführer findet und die viele Jahrzehnte die (kunsthistorische) Sicht auf den Garten prägte: Hoare habe sich – wie schon erwähnt – bei der Ausgestaltung des Gartens auf Vergils Aeneis bezogen und einige Stationen des Lebens- und Leidensweges von Aeneas visuell im eigenen Garten dargestellt. Anhaltspunkte für Woodbridge waren eine erst von Richard Colt Hoare angebrachte Inschrift aus Vergils Werk (Procul, o procul este profani) am Ceres-Tempel und eine Ähnlichkeit der sogenannten Eingangsvedute mit einem Gemälde von Lorrain. Über die Jahrzehnte wurde dieser Ansatz kaum kritisch hinterfragt. Er beruht – so zeigt die Autorin - auf dem Weglassen bestimmter Gartenelemente und Inschriften. Nur so konnten Woodbridge und zahlreiche seiner Nachfolger ein scheinbar stimmiges, rein auf die Klassik bezogenes Programm erstellen. Diese Selektion erweist sich - hier ist der Autorin zuzustimmen - als bedenklich und problematisch, denn in Folge wurden "Argumente zu Tatsachen, Thesen erlangten Allgemeingültigkeit" (S. 305). Die Autorin will mit ihrem Werk dahingehend sensibilisieren, dass man bei der Deutung eines Gartens auch zu keinen Ergebnissen kommen kann. Man könnte auch sagen, sie ruft im Sinne einer "Begrenzung einer Erwartungshaltung" zum "Mut zur Lücke" auf.
Mit der Jahrtausendwende hat sich laut Tomke Schäfer-Stöckert die Rezeption dieses Landschaftsgartens jedoch spürbar verändert: Die Vielfalt im Garten wird betont, historische Berichte werden einbezogen und der Wunsch nach einem festgelegten Rundgang aufgegeben.
Die Autorin stützt sich - da es wenige Quellen aus dem direkten Umfeld der Hoares gibt - vor allem auf die Beschreibungen von Gartenbesuchern des 18. und 19. Jahrhunderts und zeigt, wie der Garten zu Zeiten der beiden Gestalter Henry und Richard auf die Besucher wirkte. Sie kann mit guten Argumenten begründen, dass der Autodidakt Henry Hoare den Garten über drei Jahrzehnte ohne festgelegten Entwurf bzw. Plan nach seinen Ideen erschuf, wobei ihn der Architekt Henry Flitcroft (bis zu dessen Tod 1769) beriet. Tomke Schäfer-Stöckert sieht Henry Hoare nicht als "gereifte Künstlerpersönlichkeit", sondern eher als "follower of fashion", der mit "taste" an seine Gestaltungsaufgabe(n) heranging. Zu seiner Zeit - so wird deutlich - war Stourhead Garden kein Landschaftsgarten mit ausschließlichen Verweisen auf die Antike, sondern eine von Stilpluralismus geprägte Ansammlung von Ideen bzw. Gebäuden, die eindeutig auch auf die Gotik, fernöstliche und maurische Stile Bezug nahm. Ebenfalls auffällig ist, dass sich in Henry Hoares Briefen kein Hinweis auf den damaligen Diskurs über Gartenkunst findet.
Über die Bepflanzung und deren Wandel im Laufe der Zeit erfährt man im vorliegenden Buch nur sporadisch etwas, obwohl diese ebenfalls eine starke Auswirkung auf die Eindrücke und das Erlebnis der Besucher gehabt haben wird. Auch die Tatsache, dass der Große See mit einer Fläche von 7,3 Hektar erst durch das Aufstauen des kleinen Flusses Stour entstand, wird zu kurz abgehandelt. Denn auch in diesem Garten fokussiert sich die damalige Diskussion über die Natürlichkeit des Landschaftsgartens im Gegensatz zum architektonisch-formalen, barocken Garten. Wie weit der Landschaftsgarten die realen Verhältnisse ausblendete, zeigen eben die aufwendigen Ausgrabungen und Aufschüttungen: Der Große See sollte wie von Natur gestaltet wirken, war jedoch in Wirklichkeit ein menschliches Gebilde.
Leider fehlt im Buch ein (aktueller) guter Übersichtsplan, der das Nachvollziehen vieler Ausführungen der Autorin etwas erleichtern würde. Ebenfalls vermisst man ein Personenregister. Das Fehlen eines solchen erschwert den Rückbezug zu anderen Kapiteltexten. Soll heißen: Wer sich keine Notizen im Buch oder extern gemacht hat, muss viel blättern und suchen.
Die Stärke des Buches liegt vor allem im Grundsätzlichen: Tomke Schäfer-Stöckert erschüttert - ohne dies explizit zu sagen oder zu wollen - die Grundpfeiler der Geschichtsschreibung über Stourhead Garden und indirekt über den "englischen Landschaftsgarten" in seiner idealtypischen Ausprägung, die niemals existierte, die es uns aber erleichtert, Komplexität zu reduzieren. Ein zweite wichtige Erkenntnis: Nicht Henrys Gestaltung spiegelt sich heute vor Ort wider, sondern die Version seines Enkels.
Das Plädoyer der Autorin lautet am Schluss: Je größer der Verzicht auf eine differenzierte Quellenanalyse ist, umso mehr Möglichkeiten zur Interpretation ergeben sich, bis hin zum freien Assoziieren. Eine Kennerschaft der Erbauungsgeschichte ist deshalb ganz allgemein für Gärten mit markantem Besitzerwechsel und ohne (historischen) Gartenführer unabdingbar.
Am Schluss könnte man als inhaltliche Conclusio die für Gartenhistorikerinnen und Gartenhistoriker ketzerische Frage stellen: Sollen wir den heutigen Besuchern nicht einfach freistellen, nach dem Besuch des Gartens eine eigene Meinung zu haben? Sollen und müssen wir das individuelle Empfinden wieder ernster nehmen und zur eigenen Mündigkeit aufrufen?
Fazit nach dem Lesen des Buches: Man - dies gilt auch für den Autor dieser Zeilen - darf und muss die kunsthistorische, ästhetische Sicht auf Stourhead Garden deutlich ändern. Oder anders gesagt: Was kann der Autorin Besseres passieren, als Denkanstöße zu liefern und die Forschung zu bereichern …
Christian Hlavac
Tomke Schäfer-Stöckert:
Der Garten zu Stourhead zwischen Präsentation und Interpretation (1742–2012). Verlag VDG. Ilmtal-Weinstraße 2020. 320 Seiten, 21 × 26,5 cm, 150 Abbildungen, davon 87 in Farbe, Hardcover. ISBN 978-3-89739-940-2, EUR 68,- [D]
Mit Zug und Schiff zum winterlichen Nordkap
Vortrag am 20.2.2020. Die Bilderreise führt im Winter von Wien bis an das nördliche Ende des europäischen Festlandes und retour. Es ist eine außergewöhnliche, fast 10.000 Kilometer lange Winterreise mit Eisenbahnen, Fähren und der legendären Hurtigrute (»schnelle Route«), welche die norwegische Küste von Bergen aus entlang fährt.
Bildervortrag von Dr. Christian Hlavac
Donnerstag 20. Februar 2020, 19.30 -21.00 Uhr
Kosten: EUR 8,-
Wo: VHS Wiener Urania, 1010, Uraniastraße 1
Eine Veranstaltung der VHS Wiener Urania
Anmeldung unter: Tel. 01/891 74 101 000 oder urania(at)vhs(dot)at
Vortrag "Pilgern in der Toskana auf dem Franziskusweg von Florenz nach La Verna"
Die Bilderreise führt uns vom Zentrum der Renaissance, Florenz, auf dem mehrtägigen Pilgerweg durch Täler und Wälder zum Franziskanerkloster La Verna. Wir folgen den Spuren des heiligen Franziskus, der seit dem Mittelalter Generationen von Menschen begeistert hat.
Bildervortrag von Dr. Christian Hlavac
Der Vortrag findet am Freitag, den 22. November 2919, um 19.00 Uhr in Wien 18, Gersthofer Straße 77 statt. Der Eingang befindet sich an der Ecke Alsegger Straße.
Das Klublokal ist ab ca. 18.30 Uhr geöffnet.
Kongress "Gärtnerische Netzwerke" im September 2019
In den vergangenen Jahrhunderten waren die Hofgärtner anerkannte Handwerker und Künstler. Wichtig für den Transfer von Fachkenntnissen und Ideen war der Austausch unter den Hofgärtnern in ganz Europa. Zum Teil direkt von den Fürsten unterstützt, zum Teil auf eigene Initiative hatte sich im Laufe der Zeit ein Netzwerk in ganz Europa und darüber hinaus ausgebildet. Samen und Pflanzen wurden getauscht, Gestaltungsmethoden und Techniken übernommen sowie Gärtner von einem Fürsten an den nächsten weitergereicht.
Auch wenn sich dieses Berufsbild seit dem Ende der Monarchien in Europa stark verändert hat, existieren diese Netzwerke bis heute und sind bedeutender Bestandteil der gärtnerischen Arbeit, der Fortbildung sowie des Austausches von Wissen und Pflanzen.
Der Kongress (Do. 26. bis Sa. 28. September 2019) in Wien-Schönbrunn wird sich dem Thema auf mehreren Wegen nähern.
Veranstalter: ÖGHG und Österreichische Bundesgärten
Alles Nähere zum Kongress finden Sie unter www.oeghg.at/kongress-2019.html (Externer Link)
Lesung "La bella Austria"
Lesung von Christa Englinger und Christian Hlavac aus ihrem Buch "La bella Austria. Auf italienischen Spuren in Österreich" (Amalthea Verlag)
im Rahmen der Veranstaltung "La Bella Italien und die heimliche Hauptstadt Jesolo"
Mittwoch 15. Mai 2019; 19.00 Uhr
Wo: Buchhandlung Thalia
Mariahilfer Straße 99
1060 Wien
Exkursion: 55 Jahre Wiener Internationale Gartenschau (Donaupark)
Was blieb im heutigen Donaupark von der Gartenschau WIG 64 übrig? Eine Spurensuche vor Ort.
Freitag 26. April 2019, 16.00 bis 18.00 Uhr
Treffpunkt: U-Bahnstation "Kaisermühlen VIC" der U1, vor dem Stationsgebäude (Südausgang), 1220 Wien.
Kosten: EUR 10,-
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf.
Anmeldung unbedingt erforderlich: Tel. 01/01/51552-5108 oder bildungszentrum(at)bildungswerk(dot)at
Vortrag "Kreuzgang, Blumen und das Paradies. Klöster und Gartenkultur in Europa"
Gartenbau und Gartenkunst sind seit jeher wichtige Pfeiler der abendländischen Klosterkultur. Heute verbinden wir mit dem Begriff "Klostergarten" vor allem den Kreuzgang-Garten. Aber gibt es überhaupt den typischen Klostergarten? Kommen Sie mit auf eine abwechslungsreiche Bilderreise durch Europas Klöster.
Mittwoch 16. Jänner 2019; 19.00 bis 20.30 Uhr
Vortragender: Dr. Christian Hlavac
Kosten: EUR 8,-
Wo: VHS Wiener Urania, 1010, Uraniastraße 1
Eine Veranstaltung der VHS Wiener Urania
Anmeldung unter: Tel. 01/891 74 101 000 oder urania(at)vhs(dot)at

Rezension "Das Grab in der Natur"
Im 18. Jahrhundert kam es in Europa – bezogen auf die Antike – wieder zu einer deutlichen Zunahme an Begräbnissen in der gestalteten Natur. In zahlreichen Gärten und Parks wurden Grabanlagen ausgeführt, wobei diese häufig über Sichtachsen in eine weiträumige "Gedächtnislandschaft" eingebunden waren. Fern der Kirchen, Kirchhöfe und Friedhöfe vollzog sich ein fundamentaler Wandel in den seit Jahrhunderten tradierten religiösen, gesellschaftlichen und kulturellen Vorstellungen von Bestattung und Totengedenken. Darüber hinaus bildete das Grab in der Natur einen wichtigen Gegenstand sowohl in der Kunst als auch in der Gartentheorie und der allgemeinen Publizistik.
Die vorliegende kunsthistorische Studie untersucht das vielschichtige Phänomen des Grabes in Gärten und Parks anhand einer sehr großen Anzahl an Bild- und Textquellen. Die meist ungewöhnlichen Grabstätten, deren ideengeschichtliche Vorbilder, Gestalter und Auftraggeber, aber auch die medialen Transfer- und Rezeptionsprozesse sowie die neuartigen Begräbnis- und Trauerrituale werden im Detail behandelt.
Das im doppelten Sinne des Wortes gewichtige Buch basiert auf der leicht überarbeiteten Dissertationsschrift des deutschen Kunsthistorikers Sascha Winter aus dem Jahre 2015. Was aber unterscheidet diese Publikation von jener im 2012 publizierten Habilitationsschrift von Annette Dorgerloh unter dem Titel "Strategien des Überdauerns. Das Grab- und Erinnerungsmal im frühen deutschen Landschaftsgarten"? Ganz offensichtlich das deutlich größere Format, der durchgehend (hochwertige) farbige Druck und die größere Anzahl an vorgestellten und analysierten, zum teils kaum bekannten Einzelfällen. Einerseits überschneiden sich einige Kapitel – vor allem Einzelstudien, wie zum Beispiel jene über die Gräber in Rheinsberg, Sanssouci und Oßmannstedt. Andererseits legt a) der Autor Sascha Winter seinen Fokus auf echte Begräbnisstätten und nahm b) Annette Dorgerloh auch Gräber aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ihr Werk auf, wie zum Beispiel die Grabpyramide für Fürst Pückler-Muskau in Branitz.
Geographisch konzentriert sich Sascha Winter auf England, Frankreich und vor allem Deutschland; selten aber doch gibt es einzelne Blicke nach Italien und Österreich. Zu Recht weist der Autor darauf hin, dass für den süd-, ost- und nordeuropäischen Raum kaum echte Gartenbegräbnisse bekannt sind und weitere Forschungen in diesen Regionen notwendig sind.
Sascha Winter beschreibt aus kunst- und kulturgeschichtlicher Perspektive die Entwicklung und die Formen echter Gartengräber von den Anfängen bis zum Ende des langen 18. Jahrhunderts. Im ersten Hauptkapitel werden europäische Vorläufer im 16. und 17. Jahrhundert behandelt. Das zweite Hauptkapitel ist Beispielen im 18. Jahrhundert aus England und Frankreich gewidmet. Als Vorbild für zahlreiche "Nachbauten" von Gartenbegräbnissen – in manchen Fällen fast 1:1 – diente das Grab von Jean-Jacques Rosseau in Ermenonville aus 1778, welches – neben jenem Grab des Gelehrten Antoine Court de Gébelin in Franconville aus 1784 – für längere Zeit das einzige reale Begräbnis in einem französischen Landschaftsgarten war. Im dritten Hauptkapitel diskutiert der Autor das Aufkommen von Gartengräbern in der deutschsprachigen Gartenpublizistik. Das lange vierte Hauptkapitel behandelt Dutzende Gartengräber des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Mit der Grablege des 1679 verstorbenen Johann Moritz von Nassau-Siegen bei Kleve dürfte sich die früheste Grabstätte in einer neuzeitlichen Gartenanlage erhalten haben. Für Parkmausoleen gilt diese Aussage für das 1729 bis 1736/1742 ausgeführte Mausoleum in Castle Howard (England), wobei nicht einmal zehn der englischen Parkmausoleen des 18. Jahrhunderts tatsächlich als Grablegen genutzt wurden. Der erste Initiator eines Grabes in einem Garten in den deutschen Territorien des 18. Jahrhunderts (!) war der preußische König Friedrich II. Das erste tatsächliche Begräbnis in einem deutschen Landschaftsgarten findet sich hingegen 1769 in Wörlitz mit der Kindergrabstätte, der sogenannten Goldenen Urne. Die architektonisch und landschaftsgärtnerisch anspruchsvollste Anlage unter den Grabbauten in deutschen Gärten des späten 18. Jahrhunderts war laut Sascha Winter das heute nicht mehr existierende Mausoleum als Zentrum des sogenannten Drehberges nahe Wörlitz, auch wenn es nie als Grablege genutzt wurde. Die Begräbnisinsel des Hauses Sachsen-Gotha-Altenburg im "Herzoglichen Garten" in Gotha (Planungsbeginn 1779) ist das früheste Beispiel für diesen Typus in deutschen Landen. Hervorzuheben ist auch das Gruftgrab für den 1793 verstorbenen Gärtner Leopold Ludwig Schoch in "Schochs Garten" in Wörlitz: Erstmals in Europa gestand ein Landesherr, nämlich Fürst Franz von Anhalt-Dessau, einem Gartenkünstler ein Grabmal innerhalb von dessen eigenem Kunstwerk zu. Das einem übergroßen Sarkophag gleichende Grabhaus im Baumer Forst für Gräfin Juliane zu Schaumburg-Lippe und Landgräfin Ulrike Eleonore von Hessen-Philippsthal-Barchfeld ist unter den Gartenmausoleen als singulär anzusehen.
Am Ende des Buches finden sich die Schlussfolgerungen des Autors und das sehr umfassende Quellen- und Literaturverzeichnis.
Im Fazit hält der Autor fest: Die Initiatoren echter Gartengräber kamen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, wobei im deutschen Raum protestantische Auftraggeber aus dem Adel überwiegen. Nur vereinzelt lassen sich freimaurerische Einflüsse konkret nachweisen. Antiklerikale oder atheistische Begräbnisverfügungen sind selten zu finden; prominentestes Beispiel ist der preußische König Friedrich II. Der Autor betont einerseits – zu Recht –, dass die Gruppe der Auftraggeber heterogen zu nennen ist und dass sie sich nicht auf eine "Gruppe von Exzentrikern mit atheistischem oder naturreligiös-freimaurerischem Hintergrund" reduzieren lässt. Auffällig ist andererseits, dass die meisten Initiatoren von Gartengräbern keine direkten Nachkommen hatten. Deutlich wird an zahlreichen Beispielen, wie stark die einzelnen handelnden Personen dynastisch, familiär, freundschaftlich oder professionell untereinander vernetzt waren und wie vielfältig die Gestaltung der Grabstätten ist, wobei interessanterweise orientalische oder chinoise Adaptionen nicht bekannt sind. Festzuhalten ist, dass Grabmonumente an eine breite Gruppe an Lebewesen erinnern: an verehrte Zeitgenossen, geliebte Familienangehörige, Freunde und sogar Tiere. Deutlich wird auch, dass ab zirka 1800 echte und Schein-Gräber in den deutschen Landen und darüber hinaus deutlich in die Kritik gerieten, wie zahlreiche Zitate aus gartentheoretischen Schriften jener Zeit zeigen.
Der Autor schreibt, dass mit seinem Buch das Phänomen der Sepulkralkunst und Memorialkultur in europäischen Gärten und Parks des 18. Jahrhunderts "erstmals transnational und multiperspektivisch auf Quellengrundlage und mittels analoger Einzelstudien herausgearbeitet und analysiert" wird. Auf dieser Grundlage sollen zugleich die bisher vorliegenden, auf Einzelbetrachtungen beruhenden Forschungsergebnisse, Deutungen und Thesen zu Gartengräbern überprüft und erweitert werden. Fragen stellen sich unter anderem nach den Beweggründen für die Bestattung im Garten, nach den Auftraggebern, Initiatoren und Entwerfern, nach den Stilen, den Verbreitungswegen (zum Beispiel via Zeitschriften und Musterbüchern oder Reisen) bzw. der Rezeption der Gartengräber.
Das Buch ist laut Autor eine Untersuchung in zwei Teilen, die eine breitere "europäische" mit einer vertiefenden "deutschen" Perspektive verbinden. Dieses Aussage ist mit einer Einschränkung gültig: Es fehlen – wie der Autor selbst später unten schreibt – Angaben über Gräber in Gärten und Parks in den osteuropäischen Ländern und den deutschsprachigen Ländern Österreich und Schweiz.
Positiv ist beim vorliegenden Buch hervorzuheben: die umfangreich eingearbeiteten Primärquellen, die beeindruckende Vielfalt an sehr gut gedruckten Abbildungen (Fotografien, Kupferstichen etc.), wobei bei Fotos immer das Aufnahmedatum angegeben ist. Dies erleichtert späteren Generationen, abzuklären, wie sich die Grabstätten inzwischen verändert haben. Leider enthält das Werk kein Personen- und Ortsregister; dies erschwert bei der Lektüre den Rückbezug zu vorderen Kapiteltexten. Soll heißen: Wer sich keine Notizen im Buch oder extern gemacht hat, muss viel blättern und suchen.
Am Schluss sei aus österreichischer Sicht noch Folgendes angemerkt: Leider werden die wenigen bekannten österreichischen Beispiele (erinnert sei an die Grabstätten von Freiherr Laudon und Graf Lacy) nur kurz erwähnt, obwohl gerade der Vergleich zwischen "deutschen" und "österreichischen" Gartengräbern noch aussteht.
Christian Hlavac
Sascha Winter: Das Grab in der Natur. Sepulkralkunst und Memorialkultur in europäischen Gärten und Parks des 18. Jahrhunderts. Michael Imhof Verlag. Petersberg 2018. 520 Seiten, 22 x 30 cm, 364 Farb- und 159 s/w-Abbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-7319-0730-5, EUR 119,- [D]; EUR 122,35 [A]; SFr 136,85
Filmreihe Zaubergärten
Das Filmcasino in Wien zeigt am Sonntag 22. April 2018 um 13 Uhr in der Reihe "ArchFilm Matinée" Filme zu manieristischen Zaubergärten. Mit anschließender Diskussion.
Alles Nähere finden Sie unter http://www.filmcasino.at/ (Unterpunkt specials)

Rezension "Mancherlei Gedanken über die Art und Weise, Gärten anzulegen"
Der Gartenschriftsteller John Claudius Loudon würdigte Izabela Czartoryska in seinem Werk „Encyclopaedia of Gardening“ 1822 als „Wegbereiterin des Landschaftsgartens in Polen“. Der österreichische Bibliograph Constant von Wurzbach schrieb in seinem „Biographischen Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ (Band 3, 1858), dass „insbesondere die Gartenkunst und Obstbaumzucht Gegenstände“ waren, „denen die Fürstin [Izabela Czartoryska] große Sorgfalt widmete.“ Wurzbach weiter: „Um die Cultur der Gärten im Lande zu verbreiten, schrieb sie auch das Werk […] Verschiedene Gedanken über die Methode Gärten anzulegen […], in einem anmuthigen Style mit tiefem Gefühl, worin eine seltene Liebe zur Natur athmet […].“
Izabela Czartoryska (1746-1835), Ehefrau des Politikers und Generalstarost von Podolien Fürst Adam Kazimierz Czartoryski, ging als Schriftstellerin, Kunstmäzenin, Gestalterin ihrer eigenen Gärten sowie Begründerin der ersten Museen Polens in die (polnische) Geschichtsschreibung ein. Neben der Anlegung ihren eigenen Parkanlagen in Powazki bei Warschau und ihrem Hauptwerk Pulawy bei Lublin war vor allem ihr Buch „Mysli rozne o sposobie zakladania ogrodow“ (Mancherlei Gedanken über die Art und Weise, Gärten anzulegen) wegweisend für die Verbreitung des damals „neuen“ Gartenstils in Polen. Ihr Werk erschien erstmals 1805, wobei Czartoryska diese erste Auflage anscheinend ausschließlich an Freunde und Bekannte verschenkte. Erst die zweite Auflage (1808) ging in den freien Verkauf - und gilt als erstes umfangreicheres Traktat zur Kunst des Landschaftsgartens in polnischer Sprache. Es wurde seit dem Erscheinen nie in eine andere Sprache übersetzt. So verwundert es nicht, dass dieses Werk - wie Michael Niedermeier zu Recht festhält - auch bei Fachleuten kaum bekannt ist; im Gegensatz zu anderen ähnlich aufgebauten Werken, wie zum Beispiel Pückler-Muskaus „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (1834).
Es ist den Garteneigentümern Renée und Rüdiger Uhlenbrock ein Dank auszusprechen, die sich ab 2015 mit dem Werk vertraut gemacht und eine deutsche Übersetzung angestoßen haben, die nun - mehr als 200 Jahre nach der Erstauflage in polnischer Sprache - als Band 32 der „Mitteilungen der Pückler-Gesellschaft e. V. Berlin“ erscheinen konnte.
Das vorliegende Buch hat zwei Teile: einen mit Beiträgen rund um die Person Czartoryska und einen mit ihrem übersetzten Werk. Im einleitenden Beitrag geht Michael Niedermeier näher auf die Verbindung zwischen Izabela Czartoryska, ihrem Werk und dem Weimarer Kulturkreis ihrer Zeit (insbesondere Goethe) ein. Er erläutert auch ausführlich die Geschichte des Übersetzungsprojektes. Barbara Werner (Warschau) leitet in ihrem Geleitwort die „Gedanken“ Czartoryskas mit biographischen Details ein; Katrin Schulze ergänzt und vertieft dies im folgenden Beitrag. Adam S. Labuda widmet sich anschließend den von Czartoryska erstmals in Polen eingerichteten Museen: dem sogenannten Sibyllentempel und dem Gotischen Haus im Park der Fürstin in Pulawy.
Den Hauptteil des vorliegenden Buches bildet der Textteil (Vorwort und elf Kapitel) des von Marta Majorczyk aus dem Polnischen übersetzten Werkes von Izabela Czartoryska. In einem Anhang werden von Czartoryska für Gärten geeignete Bäume, Sträucher, Stauden und Blumen, jeweils alphabetisch geordnet, angeführt, wobei Clemens Alexander Wimmer diesen „Pflanzenkatalog“ redigiert und mit dem heutigen Wissen abgestimmt hat. Das Buch ist mit 27 Kupferstichen oder Radierungen - hier sind sich die einzelnen Autoren anscheinend nicht einig - von Jan Zachariasz Frey (1769-1829) illustriert. Die Vorlage für diese erste deutsche Übersetzung aus dem Polnischen bildet ein prächtiges, handkoloriertes Exemplar aus der Privatbibliothek der Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar aus dem Besitz der Klassik-Stiftung Weimar.
Gleich zu Beginn steckt die Autorin Izabela Czartoryska die Grenzen und den Zweck ihrer Abhandlung ab: „Ich schreibe nicht über Gärten, wie ein Gärtner schreiben würde. Ich gebe keine Prinzipien vor, die in tausenden von Büchern zu finden sind. […] Die hier in knapper Form zusammengetragenen Gedanken sollen nicht nur unter Beweis stellen, dass Gärten Landsitze verschönern, sondern dass ein jeder Platz, jedes Dorf, jedes Vorwerk, die kleinste Ecke zu einem Garten werden kann. […] Wenn ein bescheidener Besitz es nicht zulässt, große Gärten zu pflanzen, gibt es Mittel und Wege, die ganze Umgegend mit geringen Kosten zu verzieren, die auf diese Weise zum Garten des Eigentümers wird.“ Immer wieder wird im Text Czartoryskas deutlich, dass nach ihrer Ansicht in jedem Teil eines Gartens das Nützliche mit dem Schönen verbunden werden kann. Auch kleine „Ausschmückungen“ - und nicht nur ein Garten - können nach ihrer Ansicht helfen, einen Wohnsitz zu verschönern. Den Eigentümern von Gütern redet sie (mehrmals) ins Gewissen: „[…] es schadet nicht, Bäume zu pflanzen, gutes Obst zu essen und gesäuberte Pfade zu haben.“ Nicht nur wenn sie das Pflanzen von Obstbäumen als Alleen propagiert, glaubt man, eine Verfechterin der Landesverschönerung vor sich zu haben. Wie auch Christian Caj Lorenz Hirschfeld hält sie nichts davon, an unpassenden Stellen Bauten nur um ihrer selber Willen zu errichten, wie zum Beispiel eine Grotte auf einer Wiese oder eine Einsiedelei zwischen schurgerade gezogenen Wegen, oder inhaltlich gleiche Gebäude (Staffagebauten) doppelt oder dreifach aufzustellen. Sie spricht sich auch gegen zweckfremde Bestandteile, gegen „mit Bauten jedweder Art […] vollgestopfte Gärten an einem beengten Standort“ und zu häufig angebrachte Inschriften im Garten aus. Einen noch heute modernen Ansatz vertritt sie bei der Anlegung neuer Wege: Es gäbe „Fälle, in denen es am besten wäre, wenn man die Wege entlang den Spuren führen würde, welche die Einheimischen bereits ausgetreten haben.“
In den elf Kapiteln behandelt die Autorin alle wesentlichen Gestaltungselemente des Landschaftsgartens. Auch wenn an manchen Stellen ein literarischer Anspruch herauszulesen ist, enthält ihr Werk auch ganz praktische, anschaulich dargestellte Ratschläge - nicht nur für die Anlage von Gärten, sondern auch für die Verschönerung von Dörfern und ländlichen Gegenden. Nach der von Czartoryska erlebten Aufteilung Polens unter den Großmächten Preußen, Russland und Österreich – und nicht wie auf der Coverseite angegeben „Österreich-Ungarn“ - wurden Gärten für sie zum Symbol: einerseits für eine glücklichere Vergangenheit, andererseits für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Großen Raum widmet Czartoryska den Bäumen und ihrer Anlegung als Clumps, wobei die Bäume „egal ob heimisch oder nicht, so gemischt werden [sollten], dass sie untereinander in ihren Formen, in ihrem Laub, den Grüntönen und der Blüte möglichst starke Kontraste und Unterschiede aufweisen.“ Übrigens zeigt der einleitende Beitrag von Michael Niedermeier, dass die von Czartoryska vorgeschlagenen Clumps Anregungen für mehrere deutsche Anlagen lieferten.
Ihre Ansichten über die Anlegung von Gärten wurden ohne Zweifel stark durch ihre Reisen - insbesondere nach England und Schottland - beeinflusst. Nach einer ersten Reise nach Dresden, Paris und London im Jahre 1768 hielt sie sich 1772-1774 in London auf. Eine weitere Reise führte in die Schweiz, danach waren England und Schottland (1789-1791) an der Reihe. Vorher hatte sie im Juni 1785 Dessau (und mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Wörlitzer Anlagen) besucht.
Das schön aufgemachte und gedruckte Buch ist - so wie in der Einleitung als Wunsch formuliert - tatsächlich ein Beitrag zum besseren Verständnis der Verwobenheit und der Wechselbeziehungen der europäischen und polnischen Entwicklung in Kunst und Landschaftsgestaltung. Es bringt die Abhandlung der Fürstin Czartoryska einem deutschsprachigen Publikum näher.
Christian Hlavac
Izabela Czartoryska: Mancherlei Gedanken über die Art und Weise, Gärten anzulegen (1808). Mitteilungen der Pückler Gesellschaft e. V. Berlin, Band 32. VDG Verlag. Weimar 2018. Hardcover, 236 Seiten, 30 Farbabbildungen. ISBN 978-3-89739-909-9, EUR 49,80 [D]
Die Geschichte des Tiergarten Sparbach
Im Rahmen der "Langen Nacht der Gemeinde Hinterbrühl" gibt es einen Bildervortrag zum Thema
"Die Geschichte des Tiergarten Sparbach. Eine ungewöhnlicher Landschaftsgarten des Fürsten Johann I. von Liechtenstein" (Vortragener: Dr. Christian Hlavac)
Donnerstag 12. Oktober 2017, 19.00 Uhr
Gemeindeamt Hinterbrühl, Hauptstraße 29a
Eintritt gratis
Eine Veranstaltung der Marktgemeinde Hinterbrühl
GALATOUR feiert 10-jähriges Bestehen
Mit 1. August 2017 besteht das Unternehmen GALATOUR seit genau zehn Jahren. Dieses Jubiläum werden wir im Herbst 2017 stilgerecht mit einer Fachexkursion nach Niederösterreich feiern.
TV-Doku "Die Gärten der Habsburger"
Am 6. und 13. Juni 2017 zeigt ORF III eine neue TV-Doku in zwei Folgen: Die Gärten der Habsburger.
Folge 1: Die Gärten der Habsburger - Die Wiener Gartenpracht (6. Juni 2017, 21.05 Uhr)
In einer völlig neuen Zusammenschau präsentieren Alfred und Stephanie Ninaus eine Auswahl der schönsten Gartenanlagen Österreichs, die mit den Habsburgern in Verbindung stehen: von Schönbrunn über den Volksgarten und den Garten der Hermesvilla bis Laxenburg, Bad Ischl und Ambras führt die Reise. Teil eins dieser Serie handelt von den Wiener Anlagen.
Folge 2: Die Gärten der Habsburger - Die Gartenpracht auf dem Land (13. Juni 2017, 21.05 Uhr)
Schloss Laxenburg mit seiner weitläufigen Parkanlage zählte für so manchen Habsburger zur Lieblingsresidenz. Ähnlich hoch im Kurs stand sonst nur Bad Ischl mit seinem ausladenden Garten rund um die Villa.
Auch die Herrscherfamilie selbst verstand sich auf das Gärtnern, so etwa bei Franz II./I. Hingegen beschäftigte sich Erzherzog Johann in der Steiermark mehr mit der Landwirtschaft.

Rezension "Klingende Wasser"
Die vorliegende Publikation basiert auf der 2015 abgeschlossenen kunstgeschichtlichen Dissertation des Autors, der sich einer vergessenen und oft missverstandenen Erfindung widmet: dem wasserbetriebenen Klangautomaten.
Heute verbindet man mit dem Begriff "Wasserorgel" oft rhythmisch bewegte Wasserfontänen mit begleitender musikalischer Untermalung und Beleuchtung. Dass es sich jedoch im eigentlichen Sinne um ein wasserbetriebenes Instrument handelt, ist – laut Autor – allenfalls Musikhistorikern bekannt und – laut Rezensent – einigen wenigen an Gartenkunst Interessierten.
Aus dem antiken Instrument der Wasserorgel entwickelten sich in der Neuzeit diverse Formen von Automaten, die völlig eigenständig Naturgeräusche und Tierstimmen imitieren konnten oder gar komplexe Musikstücke zum Erklingen brachten. Als erste dieser automatisierten Wasserorgeln – der Klang emtsteht durch einen Winddruck, der durch fließendes Wasser erzeugt wird – müssen jene aus den 1560er-Jahren in den Anlagen Villa d´Este in Tivoli und Villa Medicea in Pratolino gelten. Durch die Rekonstruktion der Wasserorgel im römischen Quirinalspalast in den 1990er-Jahren ist inzwischen der Beweis erbracht, dass die in Techniktraktaten des 16. und 17. Jahrhundert theoretisch beschriebenen hydropneumatischen Automatophone real existierten und funktionierten.
Das Buch teilt sich in mehrere Kapitel auf. Alexander Ditsche widmet sich zuerst den antiken und mittelalterlichen Wurzeln wasserbetriebener Automaten und Automatophone. Da in der Neuzeit erstmals hydropneumatische Automatophone in Italien errichtet wurden, stellt der Autor einen Kontext zum technischen und geschichtlichen Umfeld der Zeit um Mitte des 16. Jahrhunderts her. Es wird dabei auch erläutert, wie die Automaten technisch funktionierten. Im längsten Kapitel (Kap. 4) werden in Summe 29 gesichert nachweisbare hydropneumatische Automatophone in Text und Bild näher vorgestellt, wobei der Autor – mit ganz wenigen Ausnahmen – ausschließlich zeitgenössische Literatur und Sekundärliteratur aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert verwendet. Fazit dieses Kapitels: Es finden sich in den zeitgenössischen Beschreibungen so gut wie keine detaillierten Bauanleitungen, was eine allfällige Rekonstruktion in vielen Fällen verunmöglicht. Das nachfolgende Kapitel 5 widmet sich solchen Automatophonen, deren Quellenlage unzureichend erforscht ist oder deren Existenz infrage zu stellen ist. Zusätzlich wird auf weitere, bisher in der Forschung kaum beachtete (mögliche) Standorte von Wasserautomaten hingewiesen. Im Kapitel 6 stellt der Autor die Musik der Wasserautomaten näher vor, wobei das Wissen darüber aufgrund fehlender zeitgenössischer Informationen gering ausfällt. Ein kurzes Kapitel über die Bedeutung der hydropneumatischen Automatophone für die Konzeption und Nutzung einer Gartenanlage folgt. Hier seien die Stichworte "Attraktion", "Unterhaltung" und "Statussymbol" erwähnt. Das Kapitel 7 behandelt alle in den letzten Jahrzehnten in Europa rekonstruierten oder neu errichteten Wasserautomaten. Ein Fazit und die Erläuterung offener Fragen bei der Erforschung des Phänomens "klingender Wasser" sowie ein Anhang (Übersicht aller besprochenen Automatophone, Notenbeispiele, Literaturverzeichnis und Verzeichnis der 18 Titel auf der beigefügten Audio-CD) schließen das Buch ab.
Die Stärke des Buches liegt darin, dass erstmals systematisch das Phänomen wasserbetriebener Klangerzeugung in Gärten von der Antike bis zur Gegenwart aufgearbeitet wird. Es zeigt sich dabei, dass zahlreiche Behauptungen in der bisherigen Fachliteratur nicht durch belastbare Quellen als Tatsachen belegt werden können und dass das gesicherte Wissen über die Funktionsweise, das figürliche und musikalische Programm sowie die Baugeschichte in den seltensten Fällen ein umfassendes Bild von den hydropneumatischen Automatophonen liefert. Das Buch von Alexander Ditsche hilft, diese Defizite, die nur durch das Auffinden bisher unbekannter Unterlagen ausgeglichen werden könnten, deutlich zu erkennen.
Christian Hlavac
Alexander Ditsche: Klingende Wasser. Hydropneumatische Musik- und Geräuschautomaten in der europäischen Gartenkunst. Kunstwissenschaftliche Studien Band 190. Deutscher Kunstverlag. Berlin 2017. 328 Seiten, 185 s/w-Abb., mit Audio-CD, 19,5 x 26 cm, Hardcover, ISBN 978-3-422-07397-5. EUR 49,90 [D]
Kongress "Klösterliche Gartenkultur und Gartenkunst" 2017
Am 9. und 10. Juni 2017 findet der
Kongress "Klösterliche Gartenkultur und Gartenkunst" im Stift Kremsmünster (Oberösterreich)
im Rahmen der Oberösterreichischen Landesgartenschau 2017 statt.
Das Programm finden Sie hier als Download (pdf, 635 kB) oder auf der Website des Veranstalters (Österreichische Gesellschaft für historische Gärten): www.oeghg.at
Ausstellung "Die Gartenmanie der Habsburger - Kaiser Franz und seine Familie"
Ausstellung vom 22. April bis 1. November 2016
Die Familie Habsburg-Lothringen hat über Jahrzehnte einen starken gartenkulturellen Einfluss auf die Stadt Baden und deren Umgebung ausgeübt. Zahlreiche Legenden und Anekdoten erzählen von "gartelnden" Habsburgern. Vor allem Kaiser Franz II. (I.), der von 1792 bis 1835 regierte, wurde von der Nachwelt stark mit seinen Gärten und Blumen in Verbindung gebracht. So verwundert es nicht, dass eine 1881 über den "guten" Kaiser Franz verfasste Biographie den Titel "Der Blumenkaiser" trug. Vom "Blumenkaiser" über Erzherzog Carl, den Rosensammler, bis hin zu Erzherzog Anton, der Baden und Umgebung aufblühen ließ, zeigt die beeindruckende Ausstellung die gartelnden Habsburger und ihr Umfeld.
Kaiserhaus Baden, Hauptplatz 17, 2500 Baden, Tel: 02252 86800-577
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag & Feiertage 10.00-18.00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: EUR 6,-
Gruppen ab 10 Personen und Senioren: EUR 4,-
Ermäßigt: EUR 3,- Kinder von 6-15 Jahren, Schüler, Studenten, Lehrlinge und Präsenzdiener
Regelmäßige Führungen: Samstag, Sonntag & Feiertag jeweils um 16.00 Uhr
Führungsticket: EUR 2,50
Individuelle Führungen durch die Kuratoren auf Anfrage: kaiserhaus@baden.gv.at
Gärten und Freiräume der Habsburgermonarchie
Ein kunstgeschichtlicher Workshop widmet sich Garten- und Freiraumanlagen in der Habsburgermonarchie zwischen aufgeklärtem Absolutismus und Vormärz.
Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden der Bevölkerung zahlreiche Gärten als Erholungs- und Freizeiträume zugänglich gemacht. Herrschende setzten damit gestalterische Zeichen – beispielsweise beim Portal des Wiener Augartens. Das taten aber auch die Untertanen – als private Unternehmer etwa in Form der Kaffeehäuser an der Prater Hauptallee.
Beim Workshop "Habsburgs Gärten und öffentliche Freiräume" mit Teilnehmer/inne/n aus Wien und Zagreb werden die architektonischen Maßnahmen, die Formensprache und Intentionen derer, die die gestalteten Freiräume für die Bevölkerung öffneten, diskutiert. Auf Einladung des ÖAW-Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) referieren Richard Kurdiovsky (IKM) zur historischen Situation in Wien und Andrej Žmegac vom Institut für Kunstgeschichte (IPU) in Zagreb zu kroatischen Gartenanlage der Zeit.
Moderation: Christian Hlavac vom Zentrum für Garten, Landschaft und Tourismus und der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten.
Mittwoch, 29. Juni 2016, 14.00 bis 17.00 Uhr
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Clubraum
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2
1010 Wien
Bildervortrag "Was stand hier einst in Döbling?"
Der Bildervortrag begibt sich auf die Spuren von verschwundenen Döblinger Gebäuden und deren Geschichte: Wissen Sie zum Beispiel, wie der Heiligenstäder Bahnhof oder das Schutzhaus am Hackenberg einst aussahen? Oder wo Sie in Döbling eine ungewöhnliche Garteneisenbahn fanden?
Dienstag 23. Februar 2016; 18:30 - 20 Uhr
Kosten: EUR 6,-
Wo: VHS Alsergrund, 1090, Galileigasse 8
Kursleitung: DI Dr. Christian Hlavac
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund.
Anmeldung unter www.vhs.at/alsergrund

Rezension "Geschichte der Gartenkultur"
Selten aber doch werden fachlich fundierte, etwas bissige, aber liebenswert verfasste Vorwörter in Fachpublikationen abgedruckt. Jenes im vorliegenden Werk ist ein solches. Es beginnt mit einem Plädoyer für Bibliotheken und Archive: "Gartengeschichte können Sie sich heute am heimischen Bildschirm erarbeiten. Wenn Sie die Tricks kennen, wie man falsch aufgenommene und thematisch nicht klassifizierte Buchtitel online findet und hundertmal auf 'weiter' klickt, bevor man die gewünschte Stelle gefunden hat - kein Problem. Der eigentliche Schatz jedoch sind Bücher, Handschriften und Bilder im Original. [...] Sie finden echtes Papier, mal dicker mit Kämmung, mal dünner und schon brüchig, und Sie können die Seiten selber umblättern, auch 30 auf einmal."
Eine dieser indirekt angesprochenen Bibliotheken (samt Archiv) ist die "Bücherei des Deutschen Gartenbaus" in Berlin, deren Ursprung bis ins Jahr 1822 zurückreicht. Das vorliegende Werk schildert nun die Gartengeschichte aus Sicht dieser Bücherei. Die größte Spezialbibliothek für Gartenliteratur in Deutschland mit ihren Büchern, Tafelwerken, Zeitschriften, Plänen, Briefen, Katalogen, Einzelblätter und Photographien dient sozusagen als Gerüst einer reich illustrierten Darstellung der Geschichte der europäischen Gartenkultur (und Gartenkunst). Gegliedert ist das Buch in acht Kapitel: diese reichen vom Gärtnerberuf, der Pflanzenleidenschaft, berühmte Gärtnereien und ihre Kataloge, Technik im Garten über Gartenkunst, Obstbau bis zur Züchtung von Gartenpflanzen und zur Geschichte der Gartenbaubibliothek. Der Anhang umfasst Literaturquellen sowie ein Pflanzen-, Orts- und (nicht vollständiges) Personenregister.
Auch wenn der Fokus der Texte auf Deutschland liegt, gibt es immer wieder Bezüge zu Österreich: die Gärtnerfamilie Zinner, Franz Anton Danreiter, Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft, Schönbrunn oder die Wiener Stadtgärtnerei, wobei bei letzterer die Angabe des Gründungsdatums mit 1861 leicht irreführend ist: denn Rudolph Siebeck wurde im September 1861 nur provisorisch (!) für die Errichtung des Stadtparks als "Stadtgärtner" eingestellt, ohne eigenes Budget und Mitarbeiter. Auch bei Schönbrunn hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen: Nicht Kaiser Karl VI., sondern Franz I. (Franz Stephan von Lothringen) gründete den Holländischen Garten.
Alles in allem regen die kurzen Texte zu den aussagekräftigen Abbildungen an, in entsprechender Fachliteratur, die im Anhang genannt wird, weiterzulesen. Passend selbstkritisch ist daher der Schluss des Vorworts: "Glauben Sie keiner Sekundärquelle. Auch dieser nicht. Forschen Sie selbst."
Christian Hlavac
Bücherei des Deutschen Gartenbaues e. V. (Hrsg.): Geschichte der Gartenkultur. Von Blumisten, Kunstgärtnern, Mistbeeten und Pomologien. L&H Verlag. Berlin 2015. 288 Seiten, mit zahlreichen Farbabbildungen, 18 x 24 cm, gebunden. ISBN: 978-3-939629-35-1. EUR 39,80 [D]
Exkursion Stiftspark Lilienfeld
Die Wanderung führt durch den Stiftspark mit seinen botanischen Raritäten und Gebäuden und endet - je nach Wetter und Nachfrage - beim barocken Kalvarienberg in Stangental.
Führung mit dem Gartenhistoriker Dr. Christian Hlavac
Termin: Sa. 3. Oktober 2015
Treffpunkt: 13.30 Uhr Pforte Stift Lilienfeld
Dauer: rund 1,5 Stunden (ohne Kalvarienberg) bzw. 2,5 Stunden
Kosten: EUR 10,- pro Person
Veranstalter: Stadtgemeinde Lilienfeld; Anmeldung bis zwei Tage vor dem Termin bei der Stadtgemeinde 02762/522 12-21, gemeinde(at)lilienfeld(dot)at

Rezension "Eythrope - Rothschildgarten"
Mit dem Namen Rothschild assoziiert man rasch eine finanziell und mit eigenen Gärten reich ausgestattete Familie des 19. und 20. Jahrhunderts. Die hohe Gartenkultur der Rothschilds im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ist legendär - man denke nur an Waddesdon Manor (England) oder die einst berühmten Rothschild-Gärten auf der Hohen Warte am Rande von Wien.
Ein Glücksfall ist es, wenn heute noch private Gärten mit einer außergewöhnlichen, qualitativ hochwertigen Gartenkultur sowie einer reichen Vielfalt an Blumen, Obst und Gemüse existieren. So ein Fall ist bei Eythrope gegeben: Lord Jacob Rothschilds Garten des "Pavilion" in Buckinghamshire - einst Witwensitz des Herrenhauses von Waddesdon und an diesen angrenzend - wird seit 1990 wieder kultiviert und kann die Familie das ganze Jahr über mit exquisitem Obst und Gemüse versorgen; Blumen für schmückende Arrangements stehen das ganze Jahre zur Verfügung.
Die Mauern und der Gebäudekomplex innerhalb des Hofes mitsamt den Gärten wurden ab 1875 unter der passionierten Gärtnerin Alice Rothschild errichtet, die meist unmittelbar daneben in Waddesdon lebte und Eythrope als Rückzugsort schuf. Nach einer 30-jährigen Verfallsphase wurde der 1,6 Hektar große, ummauerte Nutzgarten in Eythrope ab 1990 wiederhergestellt. Für den jetzigen Besitzer Jacob Rothschild erweckte die Gärtnerin und Gartenbuchautorin Lady Mary Keen - die Autorin des vorliegenden Buches - gemeinsam mit der Obergärtnerin Sue Dickinson die einzelnen Gartenbereiche und Gewächshäuser mit neuem Leben. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass in Eythrope die gesamte Vermehrung der Beetpflanzen und diverser Gemüsearten direkt vor Ort erfolgt.
Vor allem die hervorragenden Farb- und Schwarzweiß-Photographien zeigen die vor Ort tätigen zwei Gärtnerinnen und vier Gärtner, die im Anhang des Buches näher vorgestellt werden, bei der Arbeit in den Freiland- und Gewächshauskulturen. Diese werden bildlich und textlich ausführlich vorgestellt, wobei viel über die Gartenkultur im wahrsten Sinne des Wortes vor Ort zu erfahren ist: die Autorin teilt viele Tipps und Tricks mit, die in Eythrope angewandt werden. Schwarzweiß-Photographien zeigen die Arbeitsschritte, die Farbphotographien (teils auf ausklappbaren Altarseiten) stellen das Endergebnis vor: "Früchte" eines perfekt angelegten Nutzgartens, der mit seinen Statuen und Formschnittgehölzen auch eine Zierfunktion hat.
Christian Hlavac
Keen, Mary (Text), Hatton, Tom (Photos): Eythrope - Der legendäre Garten der Rothschilds. Deutsche Verlags-Anstalt (DVA). München 2015. Leinenband, 304 Seiten, 257 Abbildungen, ISBN 978-3-421-03996-5. EUR 49,99 [D], EUR 51,40 [A], SFr 65,-
Exkursion Wertheimsteinpark und Japanischer Garten
Der Spaziergang führt zuerst zu den erhaltenen und verschwundenen Teilen des Wertheimsteinparks, dessen Geschichte im Biedermeier beginnt. Danach wird der nahe gelegene Japanische Garten besucht.
Dienstag 4. August 2015; 17:30-19:00 Uhr
Treffpunkt: Innenhof Wertheimsteinvilla (Bezirksmuseum Döbling), 1190 Wien Döblinger Hauptstraße 96
Es führt der Gartenhistoriker Dr. Christian Hlavac.
Anmeldung unter: info.alsergrund(at)vhs.at oder Tel: 317 52 43
Kostenbeitrag: 10,- EURO
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund-Währing-Döbling.
Exkursion Pötzleinsdorfer Schlosspark
Der Pötzleinsdorfer Schlosspark - Eine "Verschwendung" im wahrsten Sinne des Wortes?
Was verbindet den Schlosspark Pötzleinsdorf mit dem Bankenwesen und der Schweiz? Wie alt ist er der Park? Diese Fragen werden bei der Exkursion beantwortet.
Samstag, 9. Mai 2015, 16.00-18.00 Uhr
Treffpunkt: Haupteingang des Parks (Währing, Endstation Straßenbahnlinie 41)
Führung durch den Gartenhistoriker Dr. Christian Hlavac
Kosten: 10,- EUR
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf
Anmeldung erforderlich: Tel. 01/27 15 023-21 oder bildungszentrum(at)bildungswerk(dot)at
Exkursion Neuwaldegger Park - Auf den Spuren des Grafen Lacy
Wie gut kennen Sie diesen Park?
Neuwaldegger Park - Auf den Spuren des Grafen Lacy
Freitag, 17. April 2015, 16.00-18.00 Uhr
Treffpunkt: Endstation der Straßenbahnlinie 43, Neuwaldegg (Hernals)
Führung durch den Gartenhistoriker Dr. Christian Hlavac
Kosten: 10,- EUR
Eine Veranstaltung des Bildungszentrums Floridsdorf

Rezension "Lustwald, Beet und Rosenhügel"
Dieses schwergewichtige Buch (2 kg) entzieht sich schon aufgrund seines Umfanges (432 eng beschriebene A4-Seiten) einer präzisen, alle Aspekte und Inhalte umfassenden Besprechung. Eines ist jedoch gewiss: Der Autor ist der beste deutschsprachige Kenner der Literatur über Gartenkunst und ein vielseitiger Fachautor (siehe zum Beispiel die Bücher "Geschichte der Gartentheorie" und "Bäume und Sträucher in historischen Gärten"), der viel Wissen in sein neues Buch verpackt hat, welches sich der Geschichte der Pflanzenverwendung in der Gartenkunst widmet. Im Werk "wird die Gartengeschichtsschreibung, die sich seit mehr als 100 Jahren auf kunsthistorische Aspekte konzentriert hat, wieder in erster Linie auf die Pflanze und ihre Verwendung ausgerichtet", wie im Klappentext heißt. Unter dem Begriff "Pflanzenverwendung" versteht der Autor die Auswahl, Anordnung und Kombination lebender Pflanzen, bei der ein Teil der Unterhaltungsmaßnahmen, wie Kronengestaltung und Formschnitt miteingeschlossen wird. Überwiegend technische Vorgänge, wie unter anderem die Anzucht und Verjüngung, bleiben dabei ausgeklammert. Wimmer beginnt seine Ausfährungen in der Neuzeit (Renaissance), da sich erstens wenige Dokumente und zweitens keine Beispiele der Gartenkunst aus der Zeit davor erhalten haben, und endet in der Zeit um 1970.
Ziel der Publikation ist laut Autor eine übersichtliche Klassifikation und detaillierte Darstellung der heute weitgehend unbekannten historischen Verwendungsformen von Pflanzen. Hierunter versteht Wimmer die Zusammenstellung von Pflanzen (Beete, Rabatten, Rasenflächen, ...), somit die Grundbausteine eines Gartens. Der Autor hat sich gegen eine chronologische Vorstellung von Pflanzprinzipien entschieden, da nicht selten verschiedene Prinzipien gleichzeitig - auch bei ein und derselben Person - festzustellen sind. Er argumentiert für eine grobe Gliederung, die Varianten und Nebenströmungen subsumiert.
Die Hauptkapitel "Renaissancegarten", "Barockgarten" (inklusive Rokokogarten), "Landschaftsgarten" (unterteilt in "klassischen", "sentimentalen" und "naturexpressiven"), "Garten des Eklektizismus", "Spät- und neuromantischer Garten" sowie "Garten der Moderne" beginnen jeweils mit der Darstellung allgemeiner Charakteristika der Pflanzenverwendung und ihrer Einordnung in die Kunst- und Geistesgeschichte. Es folgt ein Überblick über das Pflanzsortiment, ergänzt um Angaben zur Einführung, Züchtung und Verbreitung von manchen Arten und Sorten. Zentral ist die Besprechung der jeweiligen Gartentypen (zum Beispiel Küchengarten, Rosengarten oder Alpengarten) und Verwendungsformen der Pflanzen (zum Beispiel Parterres, Knotenbeete oder Spaliere). Abschließend werden die gartentheoretischen Publikationen ausgewählter Autoren aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum sowie Fallbeispiele vorgestellt, wobei meist (übersetzte) Zitate die Grundaussagen der Autoren verdeutlichen sollen.
Für Praktiker aus dem Bereich Gartenhistorie und Gartendenkmalpflege ist vor allem das letzte Kapitel sehr hilfreich: Wie ist der Denkmalbestandteil "Pflanze" aus denkmaltheoretischer Sicht zu behandeln? Wie ist mit originalen zeitgenössischen Quellen (vor allem Pflanzenlisten) bei der Auswertung und anschließenden Beurteilung fachgerecht umzugehen? Wie kann bzw. muss das Vorgehen beim Ersatz nicht mehr vorhandener Pflanzungen aussehen? Diesen Fragen widmet sich der Autor sehr detailliert und praxisnahe. Ein sehr umfangreiches Primär- und Sekundärliteraturverzeichnis und ein Register schließen das Werk ab.
Auch wenn das Buch einen geographischen Fokus auf Deutschland, England und Frankreich legt, gibt es immer wieder auch einen Österreichbezug. Entweder im Text oder mittels Abbildungen tauchen auf: Neugebäude, Garten Althan (Alsergrund), Schloss Hof, Mirabellgarten, Huldenberggarten (Weidlingau), Neuwaldegg, Schönbrunn, "Alte" und "Neue" Favorita (Augarten und Theresianum), Schwarzenberggarten sowie Liechtensteingarten (Roßau). Aufgrund der riesigen Datenmenge darf es nicht verwundern, wenn sich einige wenige Ungenauigkeiten eingeschlichen haben. So war Jean Trehet um 1704 nicht der alleinige Gestalter des Liechtensteingartens in der Roßau, wie man nach der Lektüre vermuten würde (S. 127), sondern es lässt sich Trehets Mitarbeit zwischen 1701 und 1707 mehrfach nachweisen, ohne dass ein Entwurf für den Garten überliefert ist (siehe den Beitrag von Géza Hajós über Jean Trehet in "Die Gartenkunst", Heft 2/2014). Oder: Das Photo auf Seite 210 zeigt nicht eine Grabpyramide im Fürstenlager bei Bensheim, sondern jene im Staatspark Wilhelmsbad. Die insgesamt wenigen Fälle an Fehlern und Ungenauigkeiten zeigen, wie genau der Autor - trotz der Fülle an Informationen - gearbeitet hat. Exzellent sind die zahlreichen Pläne, historischen Abbildungen und Photographien gedruckt, die den Text gut unterstützen.
Aufgrund des großen Umfanges des Buches und der teils staccatoartig aneinandergereihten Sätze eignet sich das vorliegende Buch eher als Nachschlagewerk denn als Lesebuch. Eines kann jedoch nach Lesen des Werkes mit Sicherheit behauptet werden: Clemens Alexander Wimmer hat mit "Lustwald, Beet und Rosenhügel" ein deutschsprachiges Standardwerk zum Thema Verwendung von Pflanzen in der Gartenkunst verfasst.
Christian Hlavac
Clemens Alexander Wimmer: Lustwald, Beet und Rosenhügel. Geschichte der Pflanzenverwendung in der Gartenkunst. Verlag VDG. Weimar 2014. Hardcover, 432 Seiten, 570 Abbildungen, zumeist in Farbe, ISBN 978-3-89739-749-1. EUR 52,- [D]
Bildervortrag "Bekannte und unbekannte Gärten in Europa"
Die Bilderreise des Gartenhistorikers und Gartenkenners Christian Hlavac führt uns von Portugal bis Ungarn und von Schottland bis Italien. Wir lernen bekannte Gärten (z.B. Versailles) aus einem neuen Blickwinkel kennen und besuchen versteckte öffentliche sowie private Gärten.
Montag 24. November 2014; 18:30-20 Uhr
Kosten: EUR 6,-
Wo: VHS Alsergrund, 1090, Galileigasse 8
Vortragender: Dr. Christian Hlavac
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund. Anmeldung unter www.vhs.at/alsergrund

Rezension "WIG 64 - Die grüne Nachkriegsmoderne"
Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung erschien im April 2014 der Ausstellungskatalog zur (ersten) Wiener Internationalen Gartenschau 1964, im Wiener Sprachgebrauch bald nur mehr "WIG 64" genannt. Wer heute durch den großen Donaupark im Norden Wiens spaziert, wird an einigen wenigen Stellen an die erste international ausgerichtete Gartenschau in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Dieser Park ist - im Vorhinein geplant - der im positiven Sinne verstandene Rest der WIG 64.
Die unterschiedliche Rezeption der Gartenschau WIG 64 bringt der Direktor des Wien Museums, Wolfgang Kos, treffend in seinem Vorwort auf den Punkt: "Als wir im Museum über dieses Projekt diskutierten, zeigte sich, dass das Kürzel 'WIG 64' sehr unterschiedliche Assoziationen auslöst - entweder starke oder gar keine. Das hängt mit unterschiedlichen Erinnerungen zusammen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht in Wien aufgewachsen sind, verbinden keine persönlichen Erinnerungen mit der Gartenschau im heutigen Donaupark oder wissen gar nicht, dass im heute eher diffusen Gelände zwischen Donauturm, UNO-Zentrum und Donau City ein für Wiens Nachkriegsgeschichte wichtiges Ereignis stattfand. Menschen aus Wiener Familien, die seit zwei oder drei Generationen hier leben, reagieren dagegen sehr unmittelbar auf die Nennung der WIG 64, hat diese 'Garten-Weltausstellung' doch einen Platz in ihrer Erinnerung - sei es, weil Eltern und Großeltern davon erzählt haben, sei es, weil sie als Kinder mit dem Sessellift über Blumenbeete geschwebt sind oder zum ersten Mal eine legendäre Hollywoodschaukel mit eigenen Augen gesehen haben."
Die WIG 64 gehört - hier ist Wolfgang Kos zu folgen - zu jenen Großveranstaltungen der Ära des Wiederaufbaus und der Modernisierung, die noch von einem ungebrochenen Fortschrittsdenken geprägt war: “vergleichbar der Wiedereröffnung der Staatsoper und der Eröffnung der Opernpassage im Jahr 1955.”
Zahlreiche Autorinnen und Autoren widmen sich im Ausstellungskatalog in unterschiedlichen, relativ kurzen Beiträgen der Gartenschau und dem Donaupark, wobei die weitgehend in Vergessenheit geratene und teils verdrängte Vorgeschichte des Areals nicht ausgeblendet wird.
Die Schweizerin Annemarie Bucher spannt im ersten Text einen kurzweiligen Bogen vom Beginn von Gartenausstellungen im 19. Jahrhundert zu den mitteleuropäischen Gartenschauen im 20. Jahrhundert, und stellt damit die WIG 64 in einen planerischen und gartenhistorischen Kontext. Martina Nußbaumer geht in ihrem Beitrag auf die Wiener Stadtplanung in den 1950er- und 1960er-Jahren ein, die noch stark von einer Funktionstrennung bzw. großräumigen Entmischung von Funktionen geprägt war, und setzt die WIG 64 in Bezug zum damals weit verbreiteten "Begehren der Nachkriegszeit nach Ordnung, Planbarkeit und Kontrollierbarkeit". Mit der Geschichte des WIG 64/Donaupark-Areals vor 1964 beschäftigt sich Ulrike Krippner. Zu nennen sind hier die damals so wahrgenommenen "Un-Orte" Militärschießstätte, städtische Mülldeponie und informelle Siedlungen. In einem Interview mit drei (ehemaligen) Bewohnern der Siedlung Bruckhaufen, die auch heute noch am Rande des Donauparks liegt, kommt eine individuelle Note in den Ausstellungskatalog.
Ulrike Krippner gibt einen groben Überblick auf die handelnden Personen bei der Gestaltung und die wichtigsten Teile des WIG-Geländes. Auf die Spuren der Berichterstattung zur WIG 64 in den Medien begibt sich Nicole Theresa Raab. Die Autorin schafft es im Text, den enormen Werbeaufwand für die Gartenschau deutlich zu machen.
Im Beitrag "Der Donauturm als Attraktion und Attrappe" fokussiert Andreas Nierhaus auf die Kritik am Sinn, an den Kosten und der Ausführung des Aussichtsturmes, der in 150 Meter Höhe eine neue Sicht auf Wien ermöglichte. Just 50 Jahre nach Eröffnung des Turms verlor der Donauturm sein Alleinstellungsmerkmal: Nur wenige hundert Meter entfernt wurde Anfang 2014 im DC Tower (am Rande des einstigen WIG-Geländes) in 207 Metern Höhe eine Aussichtsterrasse eröffnet, von der aus man auf den "degradierten" Donauturm hinunterblicken kann.
Nicole Theresa Raab widmet sich im anschließenden Beitrag der Frage, wieweit die USA in den 1960er-Jahren Einfluss auf die österreichischen Gärtnerei-Großbetriebe und somit auf den Privatgarten hatte. Einen pointierten kulturhistorischen Beitrag über die Hollywoodschaukel, die auf dem WIG 64 Gelände als Sitzmöbel weit verbreitet war, liefert Peter Payer. Lilli Licka skizziert in aller Kürze die Entwicklung des Geländes - als Donaupark - in der Zeit nach 1964. In einem Interview mit einer Landschaftsarchitektin und einem Landschaftsarchitekten, die beide in den letzten Jahren im Donaupark aktiv tätig waren, wird über die einstigen und heutigen Qualitäten des Donauparks sowie die Notwendigkeiten für die Zukunft diskutiert. Es folgt ein kurzer Text von Helmut Neundlinger zur gegenwärtigen Nutzung des Donauparks. Abgeschlossen wird die Publikation mit dem Katalogteil.
Die Ausstellung und der Katalog sollen - so die Einleitung - die Gartenschau im Kontext der planerischen Utopien nach 1945 stellen und nach den Intentionen und den konkreten städtebaulichen und soziokulturellen Auswirkungen dieses Großprojekts fragen. Dies gelingt in weiten Teilen. Ein Wermutstropfen bleibt: Auf die Diskussion über das "Soll und Ist" bei den "hard facts" der WIG 64 - hier sind vor allem die Besucherzahlen und die massive Kostenüberschreitung zu nennen - wird nicht eingegangen. Sie hätte unter anderem gezeigt, dass massive Kostenüberschreitungen bei Gartenschauen kein junges Phänomen sind.
Leider wird im Katalogteil die Mär übernommen, der nationale, extrem kurz angesetzte Ideenwettbewerb für österreichische Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten hätte für die Stadtverwaltung "kein zufriedenstellendes Ergebnis" gebracht. Das Studium des Juryprotokolls lässt erahnen, dass der damalige Wiener Stadtgartendirektor die Gesamtplanung eher aus Eigennutz übernahm. Erst relativ spät kam - wie Ulrike Krippner richtig festhält - Kritik am "Amtsprojekt" WIG 64 auf.
Hoch anzurechnen ist den Herausgebern und Ausstellungsmachern, dass sie sich dem Thema der GrünflÃächen nach 1945 am Beispiel des Donauparks angenommen haben. Dass die Ausstellung und der Katalog nicht den Raum haben, um weitere Details zur Gartenschau zu präsentieren, ist ein Wermutstropfen.
Hilfreich für die Forschung zur 'grünen Nachkriegsmoderne' ist neben den zahlreichen Photos jedenfalls die Auflistung aller beteiligten Gartenarchitektinnen (sic!) und Gartenarchitekten, Architekten sowie Künstler. Spätestens zum Jubiläum "50 Jahre Wiener Internationale Gartenschau 1974 [sic!]" wird man auf diese wieder zurückgreifen.
Christian Hlavac
Ulrike Krippner, Lilli LiÄcka, Martina Nußbaumer (Hrsg.): WIG 64. Die grüne Nachkriegsmoderne. Ausstellungskatalog. Metroverlag. Wien 2014. Broschüre, 160 Seiten, 21 x 28 cm, ISBN: 978-3-99300-179-7, EUR 24,-
Grünräume der 1950er- und 1960er-Jahre
Die "Österreichische Gesellschaft für historische Gärten" veranstaltet vom 26. bis 28. September 2014 einen internationalen Kongress zum Thema "Gartenschauen, Parks und Wohngärten. Grünräume der 1950er- und 1960er-Jahre zwischen Verlust, Schutz und neuer Wertschätzung".
Das Programm zum Kongress finden Sie auf der Website des Veranstalters.
Vortrag und Exkursion 50 Jahre WIG 64
Die nächsten beiden Termine stehen ganz im Zeichen von "50 Jahre Wiener Internationale Gartenschau" auf dem Gelände des heutigen Donauparks.
Vortrag
Die Wiener Internationale Gartenschau 1964 im europäischen Vergleich
An der VHS Alsergrund, 1090, Galileigasse 8
Dienstag 27. Mai 2014; 18:30 Uhr; EUR 6,-
Kursleitung: Christian Hlavac
Exkursion
Was blieb im Donaupark von der Gartenschau übrig?
Freitag 30. Mai 2014; 16 Uhr, EUR 12,-
Kursleitung: Christian Hlavac
Treffpunkt: U1 Station Kaisermühlen VIC, vor dem Stationsgebäude (Südausgang)
Veranstalter: VHS Alsergrund
Mit der Bitte um Anmeldung direkt bei VHS Alsergrund, Währing, Döbling | Telefon +43 1 891 74 109 | alsergrund@vhs.at
Vortrag "Der Dürnhof und die fürstlichen Besitzer Ligne"
Der Klosterneuburger Dürnhof (Thürnhof) im Bereich der Unteren Stadt, der über die Jahrhunderte viele Umgestaltungen erfahren hat, ist zumindest seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Die berühmtesten Besitzer waren Vater und Sohn Prince de Ligne.
Der Vortrag begibt sich auf die Spuren der Familie in ganz Europa und beleuchtet die Geschichte des zum Dürnhof gehörigen Gartens in Klosterneuburg.
Vortrag von Dr. Christian Hlavac
Gartenhistoriker und Forscher zur Familie Ligne
am Donnerstag, dem 27. März 2014 um 19 Uhr
im Albrechtsbergersaal des
Pfarrhofs St. Martin,
Klosterneuburg, Martinstraße 38
Augarten und Prater: Vortrag in der Brigittenau
In der Leopoldstadt und am Rande der Brigittenau liegen zwei bedeutende Wiener Grünflächen, die seit Kaiser Joseph II. für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Fotografien, Pläne und Abbildungen ermöglichen eine Zeitreise durch den ältesten Barockgarten Wiens und das ehemalige kaiserliche Jagdgebiet, den Prater.
Vortrag
Montag 17. Februar 2014
19.00 bis 21.00 Uhr
Dr. Christian Hlavac
an der VHS Brigittenau
Eine Anmeldung unter www.vhs.at/brigittenau oder telephonisch bei der VHS Brigittenau ist nötig !
Barockgarten-Kongress 2013
Die Österreichische Gesellschaft für historische Gärten (ÖGHG) hält vom 3. bis 5. Oktober 2013 einen internationalen Kongress zum Thema "Der Barockgarten in Österreich aus europäischer Perspektive" ab.
Das Programm finden Sie auf der Website der ÖGHG.

Rezension "Gärten von Le Nôtre in der Druckgraphik"
Zum diesjährigen 400. Geburtstag des französischen Gartenkünstlers André Le Nôtre präsentiert das Museum für Europäische Gartenkunst in Benrath von 15. September bis 17. November 2013 die Ausstellung "Illusion und Imagination". Sie zeigt Le Nôtres Werk im Spiegel zeitgenössischer Druckgraphiken (Kupferstiche und Radierungen), die im 17. Jahrhundert das wichtigste visuelle Medium bildeten, um Garten- und Schlossanlagen bekannt zu machen. Die Blätter normierten - so der Klappentext - die bildlichen Vorstellungen dieser französischen Gärten in ganz Europa. Neben Leihgaben aus der Kunstbibliothek Berlin und dem Kupferstichkabinett Dresden werden auch Graphiken aus eigenem Bestand sowie Modelle, zeitgenössische Reise- und gartentheoretische Literatur gezeigt.
Der Ausstellungskatalog stellt anhand zeitgenössischer Druckgraphiken die wichtigsten französischen Gärten vor, an deren Entstehung oder Umgestaltung Le Nôtre (mit-)beteiligt war. Der Katalog beinhaltet einerseits Aufsätze über das Leben und Wirken André Le Nôtres, andererseits die in der Ausstellung gezeigten Druckgraphiken. Dass die Ausstellung und der Katalog den Schwerpunkt nicht auf die Person Le Nôtre fokussiert, ist im Museumsbetrieb ein eher ungewöhnlicher Ansatz. Der Hintergrund: Der Ruhm der Gärten Le Nôtres beruhte sehr stark auf dem Medium Druckgraphik und deren weite Verbreitung.
Da die Zeichner und Stecher nicht einer "photographischen" Wiedergabe verpflichtet waren bzw. sein mussten, heißt die Ausstellung zu Recht "Illusion und Imagination". Ziel der Ausstellung ist laut der Herausgeber, sich der Funktion der Blätter als Kommunikations- sowie Repräsentationsmedium bewusst zu werden.
Am Beginn des Katalogs steht ein Abriss des Lebens und der Rezeptionsgeschichte Le Nôtres durch Stefan Schweizer. Wie der Autor korrekt ausführt, wissen wir über die Person Le Nôtre und seine Tätigkeit als Gartenkünstler sehr wenig. Aus diesem Grund lässt Schweizer viele Anekdoten aus oder rückt sie ins rechte Licht; er "entzaubert" die anekdotenfixierte Geschichtsschreibung über Le Nôtre. Eine Anmerkung sei zu seinem Beitrag trotzdem erlaubt: Auch wenn Charles Joseph de Ligne die Gärten Ludwigs XIV. und Le Nôtres in seinem Werk "Coup d´oeil sur Beloeil" stark kritisiert ("Feinde der Natur"), war Ligne ein Kosmopolit der Gartenkunst, der verschiedene Stile in seinen Gärten zuließ. Es gäbe "[...] nur einen guten und einen schlechten Geschmack. So giebt es auch nur eine einzige Musik. Schon längst wollte mir es nicht gefallen, wenn man sagte: das ist Französisch, das ist Italienisch. Sprecht doch lieber: das ist gut! dachte ich dann immer. Freilich könnte ich auch so von meinen Gärten reden; aber ich sehe wohl ein, daß einmal eine Art von Uebereinkunft hierin Statt findet. Einfachheit, Natur und Regellosigkeit gehören den Engländern, so wie die geraden Linien, durchbrechenden Richtungen und großen Parthien den Franzosen. Ohne zu entscheiden, welche Musik die bessere, und welche Gärten die schöneren sind, halte ich vielmehr dafür, daß man sich nach Lage und Umstünden zu richten habe." (Ligne, 1799, Erster Teil der deutschen Ausgabe, Seite 8).
Christof Baier gibt im nachfolgenden Text einen Überblick über die Gartenkunst Le Nôtres im Medium der Druckgraphik; Ina Mittelstädt widmet sich in ihrem Text dessen Gärten in der zeitgenössischen Literatur. Nach den drei Textbeiträgen samt Abbildungen folgen 121 Druckgraphiken, geordnet in den Kapiteln "Portraits", Publikationen zur "Theorie der Gartenkunst", "wissenschaftliche Instrumente" für die Landvermessung und "Graphik als Medium". Danach folgt das große Kapitel über Gärten, an deren Entstehung oder Umgestaltung Le Nôtre (mit-)beteiligt war. Die Bandbreite reicht von den Tuil(l)erien über Versailles und Sceaux bis zum Hôtel de Condé in Paris. Abgeschlossen wird die Vorstellung von Druckgraphiken in den Kapiteln "Skulpturen in Versailles", "Fest in Versailles" und "Le Nôtres Gärten in Reiseführern des frühen 18. Jahrhunderts". Ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Glossar schließen die Publikation ab.
Der Abdruck der einzelnen Stiche und Radierungen wird durch auf den Punkt gebrachte Texte samt genauen Angaben zur jeweiligen Graphik (Titel, Maße, Verleger, allfällige Vorlagen, ...) ergänzt. Bildinhalt und Zweck der Ansicht werden analysiert. Die zum Teil in der deutschsprachigen Fachliteratur selten veröffentlichten Druckgraphiken stammen unter anderem von Israël Silvestre, Adam Pérelle, Willem Swidde und Jean Le Pautre.
Da seriöse und übersichtliche Werke in deutscher Sprache über das Schaffen von André Le Nôtres Mangelware sind, ist das vorliegende Werk ein weiterer wichtiger Schritt, das Werk des Franzosen detailliert aufzuarbeiten. Der Katalog zeigt (ungewollt), wie schwer es ist, die Schöpfungen Le Nôtres bildlich und textlich zu fassen.
Christian Hlavac
P.S. Wer einen umfassenden Blick auf zeitgenössische Abbildungen (Ölgemälde, Stiche, ...) der Gärten Le Nôtres haben will, muss in den meisten Fällen noch immer auf französische Publikationen zurückgreifen. Für Versailles sei beispielsweise auf das Werk "Versailles. La fabrique d´un chef-d´oevre" (Gady Alexandre; Le Passage Editions; Paris 2011) verwiesen.
Stefan Schweizer und Christof Baier (Hrsg.): Illusion und Imagination. André Le Nôtres Gärten im Spiegel barocker Druckgraphik. Katalog zur Ausstellung im Museum für Europäische Gartenkunst der Stiftung Schloss und Park Benrath. Grupello Verlag. Düsseldorf 2013. 320 Seiten, 216 farbige Abb. Klappenbroschur, Format 21 x 30 cm, ISBN 978-3-89978-191-5. EUR 38,-
Kulturlandschaftstagung 6. bis 7. September 2012
Von 6. bis 7. September 2012 findet an der Universität für Bodenkultur Wien eine große Tagung statt:
DIE LANDSCHAFT ALS ARCHIV DER ZUKUNFT
(Historische) Kulturlandschaften als eine interdisziplinäre Herausforderung
Alle Informationen zur Tagung finden Sie auf der Tagungswebsite
http://www.rali.boku.ac.at/kulturlandschaft.html
Organisation der Tagung: GALATOUR

Neuerscheinung "Wiener Gärten und Parks. Archivbilder"
Mitte Juni ist das neue Buch "Wiener Gärten und Parks" in der Reihe "Archivbilder" erschienen. Das Buch dokumentiert anhand von 130 Bildern die Geschichte der Wiener Gärten und Parks im 20. Jahrhundert. Die Auswahl der größtenteils bisher unveröffentlichten Bilder aus Privatsammlungen reicht von adeligen und bürgerlich-privaten Gärten über öffentliche Parks bis zu den Wiener Internationalen Gartenschauen.
Die Fotos und Begleittexte rufen längst vergessene Ereignisse und Daten wieder in Erinnerung und entführen auf einen nostalgischen Spaziergang durch die Grünoasen Wiens.
Näheres zur Publikation hier.

Rezension "Gartendenkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren"
Das Thema Rekonstruktion in der (Garten-)Architektur wird seit Jahren sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen kontrovers und teils auch untergriffig-polemisch diskutiert. Sinn, Zweck und Rechtfertigung von Rekonstruktionen stehen zur Debatte, die in der vorliegenden Publikation aufgegriffen wird. Ausgangslage war der im Dezember 2007 in Hannover abgehaltene Workshop "Rekonstruktion in der Gartendenkmalpflege", dessen Diskussionsbeiträge in Kurzfassung schon kurz nach der Veranstaltung als Broschüre vorlagen. In Folge wurde die wiederholte Anregung aufgegriffen, einzelne Personen aus dem In- und Ausland als Autoren für ein Buch zu gewinnen. Die Beiträge sollten über die Frage nach Rekonstruktion in historischen Gärten hinausgehen. Die Herausgeber möchten zeigen, wie das Spannungsfeld in der Gartendenkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren theoretisch und praktisch beschrieben werden kann. Die Publikation schließt jedoch nicht nur an die Ergebnisse und Beiträge des Workshops 2007 an, sondern ist auch im Zusammenhang mit aktuellen Publikationen und Tagungen zum Thema zu sehen: Hier sei auf die Bücher "Der Garten - ein Ort des Wandels" (Zürich 2006), "Rekonstruktion in der Gartendenkmalpflege" (Petersberg, 2008) und "Das Prinzip Rekonstruktion" (Zürich, 2010) verwiesen.
Géza Hajós plädiert in seinen sehr persönlich gehaltenen Vorbemerkungen für die Anerkennung eines Lernprozesses in der Gartendenkmalpflege. Aufbauend auf seine 25jährige Tätigkeit in der Gartendenkmalpflege meint er, dass man sich nicht für viele gartendenkmalpflegerische Wiederherstellungen aus dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts zu schämen braucht, auch wenn man - so Hajós - aus heutiger Sicht in manchen Fällen anders entscheiden würde. Da materiell gesehene Authentizität in Gärten der Barock- oder Renaissancezeit in der Praxis nicht vorliegen kann, ist eine total "konsequente" Denkmalkonservierung nur in den seltensten Fällen durchführbar. Das Konservieren ist daher eher unter dem Aspekt der kulturellen Identität zu sehen. Der Gartendenkmalpfleger - so Hajós weiter - ist in der Praxis immer mit Einzelfällen konfrontiert, wo eine "Totalrekonstruktion" sehr selten oder nie vorkommt. Eine Vernetzung von Konservieren, Restaurieren und Rekonstruieren erscheint ihm sinnvoll.
In seinem theoretischen Beitrag "Überlegungen zur Gartendenkmalpflege" legt Harald Blanke unter anderem darauf Wert, dass für jeden Gegenstand des materiellen Erbes die selben Kriterien wie für das immaterielle Erbe gelten. Das Manuskript von Beethovens neunter Symphonie - um ein Beispiel zu nennen - lebt von der Interpretation. Und so ist ein Gartendenkmal - wie schon Riegl betonte - von der Rezeption verschiedener Generationen abhängig. Eine Conclusio seiner Überlegungen: Es sei berechtigt, die Rekonstruktion zu den klassischen Handlungslinien der Denkmalpflege zu rechnen, bei denen es "immer darauf ankommt, Bild und Substanz zur Deckung zu bringen". Die Notwendigkeit einer Rekonstruktion im Einzelfall bedarf jedoch immer einer sorgfältigen diskursiven Abwägung, so Blanke.
Der längste Beitrag des Buches beschäftigt sich vor allem mit der historischen Entwicklung des Viergestirns "Kunst - Geschichte - Denkmal - Garten". Die Entstehung der Disziplin "Gartendenkmalpflege" um 1900 wurde aus Sicht des Autors Géza Hajóss gefördert durch die Wiederentdeckung des Gartens als "Kunstwerk" im Gegensatz zum "Naturwerk" des Landschaftsgartens, durch die Heimatschutzbewegung und die "allmähliche Emanzipation der kunst-historischen Gartenforschung von der zeitgenössischen Gartenkunst". Sein Fazit mit Blick auf die Disziplingeschichte und die tagtägliche Praxis: In jedem konkreten Einzelfall ist zu entscheiden, was konserviert (erhalten), was freigelegt und regeneriert (restauriert) und was wiederhergestellt (rekonstruiert) werden sollte. Einzig vor der "Fortsetzung des Denkmals" sei zu warnen, da in diesem Fall die Gartendenkmalpflege ihre Kompetenzen schnell überschreiten kann.
Rainer Schomann bringt in seinem Beitrag die Problematik der Benennung von Zielen und Tätigkeiten der Gartendenkmalpflege auf den Punkt. Er fügt kritisch an, dass in manchen Fällen, die er kurz vorstellt, mit neuen Schlagworten, wie z.B. "Dem Vergessen entreissen", Rekonstruktionen verschleiert werden sollen. Seine Conclusio zur Begriffsvielfalt und -verwirrung: "Letztendlich liegt die Schwierigkeit des heutigen Umgangs mit historischen Gärten wohl in der Komplexität der jeweiligen Interessenlage und ihrer mangelhaften Kommunikation in die Öffentlichkeit."
Hubertus Fischer und Hartmut Troll reflektieren in ihren beiden Beiträgen die Diskussion der letzten Jahre über eine mögliche "Rekonstruktion" des Hortus Palatinus in Heidelberg, wobei Fischer mit seiner Überschrift "Wir bauen uns einen Schloßgarten" seine Sicht der Dinge pointiert einleitet.
David Jacques berichtet auf Englisch aus britischer Sicht über Richtlinien zur "garden conservation" und deren Entwicklungsgeschichte. Mark Laird gibt - ebenfalls auf Englisch - einen Rückblick auf die Geschichte der Pflanzenverwendung und Pflanzenerhaltung (conservation) in Gärten vor allem an Hand des Beispiels von Painshill Park (Surrey/England), der ab 1981 wiederhergestellt bzw. rekonstruiert wurde.
Der Wiederaufführung vegetabiler historischer Gestaltungselemente anhand der Kreisparterre-Alleen, der grünen Arkaden zwischen den Zirkelhäusern und Berceaux, der grünen Arkaden am Orangeriegarten und der Berceaux naturel beim ehemaligen Spiegelbassin in Schwetzingen widmet sich Hubert Wolfgang Wertz praxisnah in seinem reich bebilderten Aufsatz.
Clemens Alexander Wimmer leitet seinen Text zu Parterres aus Renaissance und Barock mit der Aussage ein, dass zum Thema nichts zu sagen sei, wenn Denkmalpflege nur als Konservieren betrachtet wird. Außer archäologischen Spuren sei nichts zu finden. Daher könne er nur Anhaltspunkte für die Diskussion über die "Neuanlage" von Parterres und die unterschiedlichen Verfahrensweisen geben. Wimmer stellt sechs Umsetzungsmöglichkeiten vor und würdigt kritisch neu angelegte, wiederhergestellte Parterres in Europa.
Einen Überblick zum Thema Gartendenkmalpflege mit Beispielen aus der Praxis gibt Stefan Rhotert. Seiner Meinung nach werden die Begriffe Pflege, Restaurierung und Rekonstruktion von den Fachleuten kaum in vergleichbarer Weise definiert. So kann sich "der Gartendenkmalpfleger nicht auf klare wissenschaftliche Vorgaben berufen, sondern muss sich selbst in der Vielfalt der Argumente zurechtfinden." Deshalb versucht Rhotert, die Begriffe für sich kurz und vereinfacht zu charakterisieren. Dass jeder Garten ein Sonderfall ist, zeigt er an einigen konkreten Beispielen aus einem Zeitraum von 30 Jahren.
Alfred Schelte schließt insofern an Rhotert an, als er am konkreten Fall Schloß Seehof einen bebilderten Erfahrungsbericht über 32 Jahre Gartendenkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren gibt.
Roland Puppe stellt seinen musealen Ansatz vor, der bereits bei der Tagung "Historische Gärten und Marketing" 2009 in Baden zu einer längeren Diskussion geführt hat. Ausgehend von der großen öffentlichen Wertschätzung und Anerkennung historischer musealer Sammlungen scheint nach seiner Meinung ein Vergleich der Gärten mit Museen durchaus sinnvoll zu sein.
Klaus-Henning von Krosigk ist in seinem Beitrag der Meinung, dass die Gefahr einer "vielbeschworenen Rekonstruktionswut" nicht gegeben sei. Das Hauptproblem sei der Erhalt und die Pflege der gartenkünstlerisch gewollten Bild- und Raumkomposition. Mit zahlreichen Beispielen aus dem Berlin nach der Wende will er zeigen, dass die "herkömmliche Denkmalpflege-Trias Konservieren, Restaurieren und Rekonstruieren ohnehin nicht mehr die ganze Bandbreite des denkmalpflegerischen Vorgehens bestimmt."
Ronald Clark und Holger Paschburg gehen auf die Geschichte des ältesten noch bestehenden Heckentheaters Deutschland im Großen Garten Hannover-Herrenhausen ein, das heute noch wesentliche Elemente der ursprünglichen barocken Gestaltung aufweist. Basierend auf einem bereits erstellten Entwicklungskonzept sollen in den nächsten Jahren denkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt werden, wobei der ursprünglichen barocken Gestaltung Vorrang vor den Umgestaltungen des 20. Jahrhunderts gegeben wird.
Im letzten Beitrag des Buches widmet sich Joachim Wolschke-Bulmahn einem gesellschaftspolitisch umstrittenen Thema: Der Frage nach Unterschutzstellung bzw. Denkmalpflege von "Unkultur"-Stätten der NS-Diktatur. Nachdem Wolschke-Bulmahn den Zusammenhang zwischen Landschaft und der NS-Ideologie ("Volksgemeinschaft") näher darlegt, stellt er mehrere landschaftsgebundene NS-Stätten, wie den Sachsenhain und Heiligenberg, vor. Er plädiert - aus Sicht des Rezensenten nach dem Motto "Kultur: Denk mal!" - für den Erhalt der Anlagen. Damit diese zum Bestandteil einer kritischen und reflektierten Heimatgeschichte werden.
Vom prinzipiellen Standpunkt ist zur Publikation folgendes anzumerken: Der Beitrag von Sigrid Thielking über "literaturbezogene Gartenkulturvermittlung" wirkt hilflos verloren in einer Publikation über Begrifflichkeiten der Gartendenkmalpflege. Schade ist, dass einige Farbbilder einen deutlichen Blaustich haben. Drittens wäre im Anhang eine kurze Information über die Autorin (sic) und die Autoren hilfreich.
Nach Lesen der Lektüre verfestigt sich m. E. der Eindruck, dass sich die Akteure der Disziplin Gartendenkmalpflege tendenziell eher einig sind, was zu unterlassen ist ("no go"), als was und wie durchzuführen ist ("to do"). Das Buch mit seinen unterschiedlichen Beiträgen zeigt uns aber auch, dass die notwendige Diskussion weiter gehen wird. Konkrete Anlässe, wie Heidelberg, wird es in der nächsten Zeit mit Sicherheit wieder geben.
Christian Hlavac
Géza Hajós, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Gartendenkmalpflege zwischen Konservieren und Rekonstruieren. Schriftenreihe CGL-Studies Band 9. Verlag Martin Meidenbauer. München 2011. 306 Seiten. Gebunden. ISBN 978-3-89975-217-5. EUR 69,90 [D]
Exkursion: Von der Heniksteinvilla ins Cottage
Wer kennt die ehemalige Heniksteinvilla mit ihrem Park, wer die Geschichte des Strauß-Lanner-Parks und des Linneparks? Die Führung zeigt mittels Plänen, Beschreibungen und Fotos den Wandel einiger Park- und Gartenanlagen in Döbling.
Es führt DI Christian Hlavac.
Samstag, 3. Oktober 2009, 13 - 16 Uhr
Treffpunkt: Station "Oberdöbling" der Vorortelinie S45, Billrothstraße.
Anmeldung unter: oder Tel: 317 52 43
Kostenbeitrag: 10,- EURO
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund-Währing-Döbling.
Exkursion in den Neuwaldegger Park
Die Führung zeigt den Wandel vom spätbarocken Garten zum ersten Landschaftsgarten Österreichs. Sind am Beginn der Schwarzenbergallee die barocken Züge klar zu erkennen, so sind die Veränderungen unter Graf Lacy ab den 1760er Jahre nur noch im Gelände ablesbar. Es führt DI Christian Hlavac.
Mittwoch, 5. August 2009, 16-18.30 Uhr
Treffpunkt: Endstation der Straßenbahnlinie 43, Neuwaldegg (Hernals).
Anmeldung unter: oder Tel: 317 52 43
Kostenbeitrag: 10,- EURO
Eine Veranstaltung der VHS Alsergrund-Währing-Döbling.
Kongress "Historische Gärten und Marketing"
Von Freitag 5. bis Sonntag 7. Juni 2009 findet in Baden (NÖ) der internationale Kongress "Historische Gärten und Marketing" statt.
Internationale und nationale Experten/innen berichten in Impulsreferaten über Möglichkeiten und Erfahrungen mit der Vermarktung historischer Gärten. Anhand von Exkursionen in bekannte und unbekannte historische Anlagen in Baden wird das Kongressthema auch in natura sichtbar.
Veranstalter: Stadtgemeinde Baden, Österreichische Gesellschaft für historische Gärten, Natur im Garten - Land NÖ
Förderungsstipendium zu historischen Gärten in Österreich vergeben
Die Forschung zu historischen Garten- und Parkanlagen in Österreich ist europaweit betrachtet ein junges Betätigungsfeld für junge und am Ende ihrer ersten universitären Ausbildung stehende Forscher/innen. Die Aufgabe der "Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten" ist es, vor allem bei jenen Anlagen, deren Schutz vom Gesetzgeber bisher nicht gewährt worden ist, die entsprechenden historischen, künstlerischen, sozialen und ästhetischen Werte zu erforschen und öffentlich zu machen.
Um jene engagierten jungen Menschen in diesem Forschungsfeld zu unterstützen und den historischen Gärten in Österreich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit in der Wissenschaft und in der Fachöffentlichkeit zu geben, wurde das 2006 erstmals vergebene Förderungsstipendium von der "Österreichischen Gesellschaft für Historische Gärten" für 2007/2008 erneut ausgeschrieben. Diplomarbeiten und Dissertationen von Studierenden österreichischer Universitäten über Anlagen, die bisher noch wenig erforscht sind und bei denen Quellen bearbeitet werden, die noch nicht veröffentlicht wurden, werden von der Fachjury bevorzugt.
Die Siegerin
Das Förderungsstipendium zum Themenfeld "Erforschung historischer Garten- und Parkanlagen in Österreich" in der Höhe von 1.000 EUR wurde am 3. Dezember 2008 in einem feierlichen Rahmen an Frau Magistra Astrid Göttche für ihre Diplomarbeit "Wiener Villengärten zwischen Historismus und Moderne. Eine Untersuchung anhand ausgewählter Beispiele" übergeben.
In ihrer Arbeit an der Universität Wien widmet sie sich dem Wandel vom landschaftlich geprägten Villengarten zum geometrisch gestalteten Landhausgarten, der im ausgehenden 19. Jahrhundert auch in Wien deutlich sichtbar wurde. Göttche beantwortet unter anderem die Frage, ob und inwieweit Besitzer einer konservativ-historistischen Villenanlage stets einen traditionell-konservativen Landschaftsgarten besaßen, Bauherren moderner Villenanlagen aber eine architektonische Gartenanlage favorisierten. Mit ihrer Arbeit, so die Jury, verkleinert sie die Lücke in der Erforschung der Wiener Villengärten der Jahrhundertwende, die in ihrer Substanz still und heimlich langsam verschwinden.
Informationen zu den Auslobern: www.oeghg.at
Diavortrag "Unbekannte Gärten in Wien und Umgebung"
Alleine in Niederösterreich und Wien existieren rund 500 Gärten, die bis 1930 entstanden sind. Die meisten davon sind der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt, verfallen oder werden kaum genutzt. Wir begeben uns auf die Suche nach Verschollenem, Vergessenem und Wiederentdecktem.
Ort: VHS Landstraße
Mittwoch 3. Dezember 2008, 18.00 Uhr
Vortragender: DI Christian Hlavac
Veranstalter: VHS Landstraße
Kostenbeitrag: 6,50 EUR
Anmeldung unter: www.vhs3.vhs.at
Tagung "Der Melker Stadtpark im internationalen Vergleich"
Am Sa. 18. April 2009 wird in Melk eine Tagung zum Melker Stadtpark (Niederösterreich) und seine Stellung im internationalen Vergleich stattfinden.

Rezension "Die Eremitage in Arlesheim"
Eine hervorragende, monumentale Monographie, die keine Frage offen lässt. Mehr kann man genau genommen zu diesem Werk nicht schreiben. Absolute Kaufempfehlung an Menschen, die sich mit dem Landschaftsgarten in Kontinentaleuropa beschäftigen wollen!
Christian Hlavac
Vanja Hug: Die Eremitage in Arlesheim. Ein Englisch-chinesischer Landschaftsgarten der Spätaufklärung. 2 Teile (Teil 1: 564 Seiten, Teil 2: 178 Seiten mit Abbildungsteil). Wernersche Verlagsgesellschaft. Worms 2008. EUR 96,-

Rezension "Rekonstruktion und Gartendenkmalpflege"
Rekonstruktionen sind bei einem Blick auf die aktuellen Diskussionen der Stadtplanung und Architektur v.a. in Deutschland anscheinend sehr "in". Die Frauenkirche in Dresden, das Stadtschloss Berlin und das Welfenschloss in Hannover-Herrenhausen seien in diesem Zusammenhang erwähnt. In der Gartenkunst hingegen finden sich nur relativ wenige Rekonstruktionsprojekte in den letzten Jahren wieder: Het Loo (Niederlande), Gottorf (Deutschland) und Schloß Hof (Österreich) können die relativ kurze Liste anführen. Der Druck auf die Gartendenkmalpflege, Rekonstruktionen von und in historischen Gärten zuzulassen, ist jedoch in den letzten Jahren - betrachtet man die öffentliche Diskussion - stark gestiegen. Hinzu kommt, dass verschiedene Begriffe wie Neugestaltung, Restaurierung, Teilrekonstruktion, Rekonstruktion, Nachbildung etc. sowohl in der Theorie als auch Praxis unterschiedlich verstanden bzw. verwendet werden.
Die aktuelle Debatte zur geplanten "Rekonstruktion" des berühmten Hortus Palatinus in Heidelberg war der Anlass für ein Symposium der Arbeitsgruppe Gartendenkmalpflege der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland zum Thema "Rekonstruktion und Gartendenkmalpflege", das im April 2008 in Heidelberg stattfand. Es ergänzte die in den letzten Jahrzehnten schon erfolgten Klärungen über den Umgang mit verlorenen oder nicht vollendeten Werken der Bau- und Gartenkunst. Der Ergebnisband des Symposiums umfasst 15 Beiträge, teils aus dem Blickwinkel der Forschung und erörtert zum Teil anhand praktischer Beispiele den Umgang mit Rekonstruktionswünschen in historischen Gärten sowie denkmalgerechte Lösungen bei teilzerstörten Gartenanlagen.
Viele Referenten/innen des Symposiums nahmen eine kritische bzw. eindeutige Haltung gegenüber der "Rekonstruktion" des Hortus Palatinus ein. Nicht nur Erika Schmidt von der TU Dresden brachte die falsche Begriffsverwendung in die Diskussion ein: "Rekonstruktion" ist in der Disziplin der Denkmalpflege der Nachbau eines Werkes, das nicht mehr existiert, oder die Wiederherstellung eines vor längerer Zeit zerstörten Werkes in den alten Formen, mit den gleichen Werkstoffen und auch unter Anwendung der ursprünglichen Technik. Nicht nur der Blick auf die Praxisbeispiele (z.B. Nachbau eines Tempels und einer Brücke im Kleinen Tannenwald in Bad Homburg v. d. Höhe) zeigt, dass neue Materialien und Techniken (z.B. Stahl- statt Holzpfeiler) in der Gartendenkmalpflege eingesetzt werden.
Die Beiträge von Matthias Untermann (Universität Heidelberg) und Petra M. Martin (Landesamt für Denkmalpflege, Stuttgart) zeigen deutlich auf, dass das Wissen über die einstigen Zustände des Hortus Palatinus sehr gering ist. Die Forschung kann weder die einzelnen Schichten seit 1614 (Beginn der Arbeiten am Garten) genau nachzeichnen, noch bestimmt nachweisen, welche Schichten überhaupt existierten. Zusätzlich haben sich die Zielstellungen der Denkmalpflege - so Petra M. Martin in ihrem Beitrag - in den letzten hundert Jahren in Bezug auf den Heidelberger Schlossgarten mehrmals verändert. Einig war man sich jedoch immer, dass eine Rekonstruktion angesichts der dünnen Befundlage wissenschaftlich nicht vertretbar ist.
Warum die Debatte über den Hortus Palatinus für die Gartendenkmalpflege eine so bedeutende Rolle einnimmt, macht Martin Baumann in einem Nachtrag zum Symposium deutlich: Wenn es beim Hortus Palatinus um eine gartenkünstlerisch unbedeutende Anlage ginge, wäre die Rekonstruktionsfrage vermutlich nur von lokaler Bedeutung, mit der sich die Fachwelt auseinandersetzt oder auch nicht. "Angesichts der außerordentlichen Bedeutung des Heidelberger Schlosses und seiner Symbolkraft für die moderne Denkmalpflege sowie des hohen Bekanntheitsgrades - sowohl der Gartenanlage von Salomon de Caus als auch der Schlossruine - geht von der Entscheidung über die weitere Verfahrensweise mit dem Schlossgarten jedoch eine immense Vorbildwirkung aus, die für die gesamte Gartendenkmalpflege von einer Tragweite sein wird, die noch gar nicht abschätzbar ist. Damit ist die Frage nach der Rekonstruierbarkeit eines hypothetischen Renaissancegartens keine regionale Angelegenheit mehr, sondern sie betrifft die Gartendenkmalpflege insgesamt." Genau deshalb ist es wichtig, dass die Beiträge des Symposiums im Winter 2008 erschienen sind.
Christian Hlavac
Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, Regierungspräsidium Stuttgart - Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Rekonstruktion und Gartendenkmalpflege. Berichte zu Forschung und Praxis der Denkmalpflege in Deutschland. Band 15. Michael Imhof Verlag. Petersberg 2008. 152 Seiten. 115 farbige und s/w-Abb., 21 x 29,7 cm, Broschur. ISBN 978-3-86568-450-9, EUR 14,95 [D]
Ausstellung "Oasen der Stille. Die großen Landschaftsgärten in Mitteleuropa"
Von 6. Juni bis 18. November 2008 im Liechtenstein Museum Wien
Ein Kommentar zu Ausstellung und Katalog von Christian Hlavac:
Von 6. Juni bis 18. November 2008 zeigt das Liechtenstein Museum im Gartenpalais Liechtenstein in der Wiener Rossau eine Ausstellung über Landschaftsgärten in Mitteleuropa. Ausgehend von frühen Beispielen, wie etwa dem Wiener Prater, spannt sich der Bogen von den Gärten im Wienerwald (z.B. Gallitzinberg, Neuwaldegg, Hinterbrühl) über die Anlagen von Schönau an der Triesting, Bruck/Leitha und Eisenstadt bis zu den großen liechtensteinischen Landschaftsgärten in Niederösterreich und in Südmähren.
Die Ausstellung zeichnet in über 200 Gemälden, Grafiken, Plänen und Skulpturen die Geschichte der Landschaftsgärten nach. Bilder von Bellotto, Hackert, Rebell, Waldmüller, Alt oder Höger vermitteln die große Bandbreite dieses kulturhistorischen Themas, das eng mit der Philosophie und Geschichte der Zeit zwischen 1760 und 1848 verwoben ist. So gab J. J. Rousseau mit der Devise "Zurück zur Natur" einen wichtigen Startschuss für die Bewegung des Landschaftsgartens in Kontinentaleuropa. Wie Johann Kräftner, Direktor des Liechtenstein Museum Wien im Vorwort schreibt, wurden "ganze Herrschaftsländereien [...] an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in diese Paradiese aus zweiter Hand verwandelt, getragen von dem Gedanken, wie das Schöne und das Nützliche einander am besten begegnen könnten."
Ausgehend vom letzten Viertel des 18. bis weit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein begannen die meisten Familien des Hochadels ihre streng formalen barocken Gartenanlagen im neuen "englischen Stil" umzuformen und Landschaftsgärten anzulegen. Später erfasste der Trend auch das aufstrebende Großbürgertum, wie die Beispiele Peter von Braun und Franz von Mack in der Umgebung Wiens zeigen.
Den größten Garten Mitteleuropas besaß die Familie Liechtenstein zwischen ihren Besitzungen in Feldsberg (Valtice) und Eisgrub (Lednice) in Südmähren. Vor allem Johann I. von Liechtenstein (1760-1836) investierte viel Zeit und Geld in die Verschönerung und verbesserte Ökonomie seiner Besitzungen in Niederösterreich und Südmähren.
Von den ursprünglichen Gärten, die in der Ausstellung gezeigt werden, wurden einige im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte stark verändert, einige gingen in ihrer ursprünglichen Ausformung gänzlich verloren. Die Ausstellung hilft, die verlorenen bzw. verborgenen "Kunstlandschaften" (wieder) zu entdecken.
Die Ausstellung
Beginnend mit der Einleitungstafel ("grosse Familie") negieren die Ausstellungsmacher konsequent jedes scharfe "ß". Die Schweizer Schreibweise wird auch im Katalog durchgezogen.
Die Ausstellungsstücke sind nur mit einer Nummer versehen, die Nummerierungsfolge ist nicht nachvollziehbar. Die Informationen zu den Werken sind auf laminierten A3-Blättern in deutscher und englischer Sprache abgedruckt. Auch hier gilt: Die Nummerierung ist nicht nachvollziehbar. Die Werke sind weder thematisch noch nach der Reihenfolge der Räume bzw. Raumwände nummeriert, was das Nachlesen auf den Infoblättern erschwert.
Die Ausstellungsstücke stammen vor allem aus der Sammlungen Liechtenstein bzw. dem Hausarchiv der Liechtensteins, dem Wien Museum, der NÖ Landesbibliothek, der Albertina und der Sammlung Esterházy.
In den ersten beiden Räumen werden die Vorreiteranlagen und Vorbilder bzw. österreichische Landschaftsgärten thematisiert. Der dritte Raum handelt vom Thema der Liechtensteinischen Besitzungen: Mödling, Hinterbrühl, Rasumofsky, Adamsthal, Greifenstein und Eisgrub/Feldsberg. In der Bibliothek des Palais sind Pläne und Buchseiten ausgestellt, die aus dem Bestand der Bibliothek stammen. Besonderes Augenmerk lenkt die "Generalmappa der Hochfürstlich Liechtensteinischen Herrschaft Schönau" (nach 1826) auf sich.
Interessant sind zwei Pläne aus dem Hausarchiv der Liechtensteins, die den Garten der Liechtensteins in der Rossau betreffen: Einerseits ist dies die erstmals ausgestellte bzw. publizierte Federzeichnung "Palais Liechtenstein in der Rossau (Grundriss von Garten, Palais und Hof)" aus der Zeit um 1687, die kürzlich in den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein aufgefunden wurde. Im Jahr 1687 schloss Fürst Liechtenstein die Ankäufe von Grundstücken ab. Andererseits ist dies ein Plan zur Umgestaltung des Liechtensteingartens in der Rossau von Philip Prohaska um 1801: Der Landschaftsgarten, der den barocken Garten ersetzen soll, ist mit einem extrem dichten Wegenetz versehen. Die "Brezelwege" nehmen auf diesem Plan mehr als ein Drittel (!) der gesamten Gartenfläche ein.
Desweiteren sind vier (der sechs) großformatigen Ölgemälde von Albert Christoph Dies (gemalt 1806-1812) ausgestellt, die tatsächliche und zukünftige Szenerien des Eisenstädter Esterházyschen Landschaftsgartens zeigen.
Besonders interessant sind die 24 (von 30) Gouachen von Ferdinand Runk (1764-1834), die im dritten Raum ausgestellt sind. Runk hat im Auftrag des Fürsten von Liechtenstein alle Besitzungen gemalt. Die 24 Gouachen sind neben- und übereinander angebracht, wodurch die oberen zwölf Bilder so hoch hängen, dass sie weder im Groben noch im Detail "lesbar" sind.
Die Insel Stein und die Villa Hamilton in den Wörlitzer Anlagen sind mit zwei bisher in Fachpublikationen sehr selten publizierten Aquarellen von Karl Kunz aus dem Jahr 1797 vertreten. Sie stammen aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein.
Ein besonderes Ausstellungsstück ist der im Jahr 2000 wiederaufgefundene, seit 2001 im Besitz der Albertina befindliche und inzwischen restaurierte Plan zur Anlage Laxenburg von Peter Josef Lenné aus 1815 (siehe dazu die Beiträge von Géza Hajós und Klaus von Krosigk, Die Gartenkunst Heft 1/2001). Im Begleittext (A3-Bögen) heißt es: "Das Gartenareal wurde von Joseph Lenné [sic] nach englischem Vorbild modernisiert [...]." Beim Leser könnte daher der Eindruck entstehen, dass Lenné dort tatsächlich den Plan in die Tat umgesetzt hat, was nicht den Tatsachen entspricht.
Erstmals wird ein Schnitt durch den "Tempel der Nacht" gezeigt, der von Architekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg um 1800 für Freiherrn Peter von Braun für dessen Anlage in Schönau an der Triesting (südlich von Wien) entworfen und gebaut wurde. Leider ist der Tempel nur mehr in Resten erhalten. Der Schnitt und das ebenfalls abgebildete Aquatina-Bild "Der Tempel der Nacht" von Benedikt Piringer (um 1820, schon mehrmals publiziert) verweisen auf ein mögliches Vorbild, die Sala Rotonda in den Vatikanischen Museen (siehe dazu den Stich "Sala Rotonda" in der Neuauflage von Goethes Italienischer Reise 1786/1925).
Einige bisher unklare Zuschreibungen in der Fachliteratur können nun revidiert bzw. neue Verbindungen aufgezeigt werden: So wird in Gerd-Helge Vogels ausführlichem vierteiligen Aufsatz "Wunderland Cathay. Chinoise Architekturen in Europa" (Die Gartenkunst 1/2004-2/2005) der Kupferstich "Chinesisches Lusthaus im Fürstlichen Liechtensteinschen Park zu Eisgrub" (Janscha/Ziegler) als ein von einem unbekannten Künstler erstellter Stich unter dem Titel "Das Chinesische Lusthaus des Prinzen Liechtenstein in Wien-Hütteldorf" bezeichnet (Vogel, Teil 4, S. 400).
Der Kupferstich "Platz der grossen Vorstellungen im Prater" (unbekannter Künstler, 19. Jahrhundert) erinnert frappant an den Kupferstich "Der Feuerwerks Platz im Prater" von Janscha/Ziegler aus 1783 (siehe Ausstellungskatalog "Schöne Aussichten. Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria", 2007, S. 119).
Der Ausstellungskatalog
Er umfasst mehrere Einleitungsartikel und fasst in kurzen, kurzweiligen Texten die jeweiligen Themen der Ausstellung zusammen. Der Katalogteil umfasst 247 Abbildungen mit den jeweiligen Detailinformationen. Die Abbildungen sind im Katalogteil in kleinformatiger Komplettansicht, im Textteil oftmals nur als großformatige Ausschnitte abgebildet.
Im Text zu Laxenburg hat sich eine kleine Ungenauigkeit eingeschlichen. Der Satz "Schon 1798 war nach dem Ankauf eines grossen [sic] Stückes Land im Osten in Richtung Achau mit dem Bau des Ritterschlosses, der Nachempfindung der Habsburg in der Schweiz, begonnen worden" (S. 72) erweckt den Eindruck, dass die Franzensburg die Kopie der Habsburg (Kanton Aargau) sei. Tatsächlich wurde die Idee, oberhalb der Grotte in Laxenburg eine verkleinerte Habsburg zu errichten, spätestens 1821 endgültig aufgegeben und daher nie verwirklicht.
Insgesamt betrachtet sind die Ausstellung und der Katalog ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit für historische Garten- und Parkanlagen. Wie so oft gilt das Motto: Nur was man kennt, schätzt man. In diesem Sinn wünsche ich mir weitere Ausstellungen dieser Art, in denen Hausarchive ihre Schätze der breiten Öffentlichkeit präsentieren.
Vortrag "Die Gärten des Glaubens" 2007
Eine Bilderreise durch Österreich
Gärten bewahren biologische Vielfalt und schenken den Menschen seit Jahrtausenden Erholung und ästhetischen Genuss in ihrer unmittelbaren Umgebung. Nicht umsonst gilt der Garten in verschiedenen Religionen als Paradies. Viele kleine Hinweise auf diese Paradiesvorstellung finden sich noch heute in Gärten und Parks.
Der Diavortrag lädt zu einer Reise durch ausgewählte österreichische Garten- und Parkanlagen ein, in denen der Einfluss von Religion und Glauben auf die Gartenkultur und -kunst sichtbar ist. Anlagen wie die botanischen Gärten oder Sortengärten zeugen vom Einsatz jener Menschen, die sich dem Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt verpflichtet haben und an einer nachhaltigen Entwicklung im allgemeinen und im speziellen dieser Gärten arbeiten. Vor allem Klöster und klosterähnliche Gemeinschaften haben besonderen Wert auf die Gartenpflege gelegt.
Ort: Gasthaus Bauer, 1. Stock, Stockerauerstr. 31A, 2100 Korneuburg
ACHTUNG TERMINÄNDERUNG
Mittwoch 3. Oktober 2007, 19.00 Uhr
Vortragender: DI Christian Hlavac
Veranstalter: VHS Korneuburg
Kostenbeitrag: 10 EUR
Ralph Gälzer verstorben
Ein Vorreiter der österreichischer Gartendenkmalpflege ist nicht mehr.
Trotz oder gerade wegen seiner geringen Körpergröße war Ralph Gälzer ein Mensch, den man nicht unbeachtet lassen konnte. Er war ein Mensch mit ruhiger Ausstrahlung und einem großen Engagement für historische Landschaften und insbesondere Gärten, weit über seine Tätigkeit als (1992 emeritierter) Univ. Prof. am Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst der TU Wien hinaus.
Er war einer der ersten, die sich in Österreich um den Erhalt von historischen Gärten und Parks kümmerten und dabei weit über den Tellerrand hinaus blickten. So veranstaltete er 1980 eine Fachveranstaltung zu historischen Gärten im Donauraum. In seiner Pension widmete er sich vor allem dem Thema Friedhöfe. Zwei Publikationen zu diesem Thema brachte er im Eigenverlag 2003 und 2006 heraus.
Ich hatte noch die Ehre seinen fachlichen Input bei einem Expertengespräch am 22.1.2007 zum Jüdischen Friedhof Währing (Bestattungen 1784-1880) erleben zu dürfen. Der Besuch des 2. Internationalen Gartensymposiums im Juni 2007 in Melk war ihm leider nicht mehr vergönnt. Ralph Gälzer verstarb am 13. August 2007 nach schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren.
Christian Hlavac
Buchtipp:
Ralph Gälzer. Alte Dorfkirchhöfe in Österreich. Zeugen unserer Kultur- Wege zu ihrer Erhaltung. Gaaden bei Wien 2003
Ralph Gälzer. Gärten des Friedens. Ländliche Kirchhöfe und Friedhöfe in Niederösterreich. Gaaden bei Wien 2006
Schöne Aussichten
Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria
Zu den wichtigsten und prachtvollsten Bildquellen der Geschichte Wiens zählt die "Sammlung von Aussichten der Residenzstadt Wien", die ab 1779 im Verlag Artaria erschien. Es handelt sich dabei um 57 kolorierte Umrissradierungen, gezeichnet und gestochen von Carl Schütz, Johann Ziegler und Laurenz Janscha. Vor allem die Erstausgaben sind Höhepunkte der Wiener Grafikgeschichte.
Als Zeitfenster für Wien um 1800 sind die Veduten von unschätzbarem Wert. Denn mit jedem der "perspectivischen Prospecte" erschließt sich dem Betrachter ein Teil des lebendigen Stadtorganismus. Im 18. Jahrhundert wuchs die k. k. Residenzstadt architektonisch in die Höhe und breitete sich mächtig in Vorstädte wie Josefstadt oder Wieden aus.
Schöne Aussichten
Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria
Wien Museum Hermesvilla, A-1130 Wien, Lainzer Tiergarten
10. Mai 2007 bis 4. November 2007
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Mehr auf: http://www.wienmuseum.at

Rezension "Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918"
Am 28.6.2007 wurde im Palmenhaus des Wiener Burggartens das Buch "Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918" erstmals vorgestellt.
Eine ausführliche Buchbesprechung finden Sie hier:
Das Buch untersucht erstmals die Stadtparks, Schmuckplätze, Kurparks und Stadtlandschaftsverschönerungen und diesbezügliche soziale und kulturelle Zusammenhänge im großen Gebiet der ehemaligen österreichischen Monarchie und stellt sie im (west-)europäischen Kontext dar. Trotz territorialer Unvollständigkeit - Böhmen und Mähren werden mangels Unterlagen nicht präsentiert - beschloss der Herausgeber Géza Hajós, die schon vor längerer Zeit gesammelten und bearbeiteten Materialien zur Entwicklung der Stadtparks in der ehemaligen österreichischen Monarchie als einen ersten Schritt in der diesbezüglich noch unvollständigen Forschung zu veröffentlichen.
Naturgemäß können nicht alle sechs Beiträge alle Fragen rund um die Art der Freiraumformen, die Stilrichtungen, die Ziele der Anlegung von Stadtparks etc. ausreichend und umfassend beantworten. Dazu fehlt besonders der gemeinsame Raster und inhaltliche Aufbau der Einzelbeiträge über das urbane Grün in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien und Krakau. In diesen Ländern war der zentrale Anlass (nicht die Ursache) für die Errichtung von neuen Grünanlagen in Städten die Nichtmehrnutzung und spätere Abtragung der mittelalterlichen Befestigungssysteme. Diese neu gewonnenen Freiräume wurden hauptsächlich für die "gesitteten" bürgerlichen Schichten vom Herrscher "verschönert". Beginnend mit den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts traten jedoch verstärkt die städtischen Organe für eigene Stadtparks auf.
Der Sammelband zeigt auf, dass die meisten Stadtparks im sogenannten gemischten Stil errichtet wurden, wie er für öffentliche Parkanlagen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts typisch wurde. Typisch waren auch die Ausstattungen der Stadt- (und Kurparks) im letzten Viertel des 19. Jahrhundert: Blumenrondelle, Blumenteppiche, (Musik-)Pavillons, Wetterhäuschen, Springbrunnen, exotische Bäume und Denkmäler passten zur Erholungs- und Bildungsfunktion der Anlagen. Unabhängig von den nationalen und regionalen Unterschieden und den verwendeten Stilrichtungen herrschte in der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie gegen Ende des 19. Jahrhunderts der einheitliche Wunsch des Bürgertums vor, die Grüngestaltung als ein wichtiges Instrument der Selbstdarstellung bewusst und stolz in das urbane Gefüge einzubringen.
Abschließend möchte man dem Herausgeber beipflichten: "Es mögen weitere Publikationen auf diesem Gebiet folgen."
Christian Hlavac
Géza Hajós (Hrsg.): Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918. Studien zur bürgerlichen Entwicklung des urbanen Grüns in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien und Krakau aus europäischer Perspektive. Böhlau Verlag. Wien 2007. 230 Seiten, ISBN 978-3-205-77638-3. EUR 39,-
Eugens Orangerie in Schloßhof wiedereröffnet
Zwei Jahre Sanierungsarbeiten und Investitionen von fast vier Millionen Euro haben dem barocken Gewächshaus und dem Paradiesgarten zur alten Pracht zurückverholfen. Am 10. Mai 2007 konnte das zauberhafte Ensemble offiziell eröffnet werden. In der nunmehr europaweit ältesten ihrem ursprünglichen Zweck gemäß genutzten Orangerie erfreuen wie vor 250 Jahren wieder vielfältige Pflanzenschätze Augen und Nasen der Besucher.

Rezension "Stadtpark Melk"
Wer glaubt, dass man über 200 Seiten zum Thema "Stadtpark einer österreichischen Kleinstadt" nicht sinnvoll füllen kann, der oder dem sei die Publikation "Stadtpark Melk. Gärten und Parks im Bezirk Melk. Band 1" empfohlen. Der Autor und Kenner des Stadtparks Alfred R. Benesch hat anlässlich des 120. Geburtstages des Stadtparks eine umfassende Dokumentation über einen im österreichischen Kontext wichtigen, jedoch kaum bekannten Stadtpark erstellt. Über die aufgrund von Zeitdruck entstandenen Tippfehler und das teils oberflächliche Lektorat (z. B. fehlende Entschachtelung von Sätzen) können die Leser/innen gerne hinwegsehen: Die Stärke liegt im vielschichtigen Zugang des Autors zum Phänomen Stadtpark. Benesch widmet der Genese des Bürgertums in einer Kleinstadt und der Verräumlichung deren Wünsche und Ideen viel Raum. Er geht auf die Änderungen der Nutzungsansprüche und deren Folgen in der Gestaltung bzw. der Pflege nicht nur im allgemeinen, sondern auch konkret im Raum "Stadtpark Melk" ein. Seine kritischen Kommentare zur derzeitigen Nutzung bzw. fehlenden Pflege basieren auf einer soliden Aufarbeitung der geschichtlichen Nutzungsentwicklung.
Schließlich sei an die "Charta von Florenz" aus dem Jahre 1981 erinnert. Dort heißt es, dass alle Maßnahmen zur Erforschung und zur Öffentlichkeitsarbeit von und für historische Gärten unterstützt werden sollen. Diese Buches ist eindeutig eine solche Maßnahme: Das Buch zeigt auf, welches "Kulturgut" unweit des Welterbes Stift Melk vorhanden ist.
Christian Hlavac
Benesch, Alfred R.: Stadtpark Melk. Gärten und Parks im Bezirk Melk Teil I. Beiträge zur Bezirkskunde Melk. Band 5. Melk 2006. 209 S.; EUR 20,-

Rezension "Englandsouvenirs. Fürst Pücklers Reise 1826-1829"
Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) war eine der schillerndsten deutschen Figuren der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er war Fürst, Schriftsteller, Reisender, Landschaftskünstler, Parkgestalter und Gesellschaftslöwe. Das vorliegende Buch präsentiert das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit (ab 1996), die ihren Anfang mit der Reise des Kunsthistorikers Michael Brey nach England auf den Spuren Pücklers nahm. Im Vordergrund der Pücklerschen Reise nach England (1826-1829) stand die Suche nach einer vermögenden Heiratskandidatin, die mit ihrer Mitgift das finanzielle Überleben seiner Standesherrschaft und den Fortgang des Muskauer Parkprojekts sichern sollte.
Die Autorinnen und Autoren der Beiträge, allen voran Nicole und Michael Brey, stützen sich auf zwei von Pückler selbst verfasste Quellengruppen: Zum einen auf die Originalbriefe Pücklers an seine zumindest offiziell geschiedene Frau Lucie, in denen Pückler ihr das täglich Erlebte unmittelbar mitteilt. Die zweite Quelle sind die vier "Erinnerungsalben". Bestehend aus Bild (Drucke, Karikaturen) und Kommentar zu Sozialgeschichte, Alltagskultur, Landschaft und Parkanlagen Englands sind die meisten bisher niemals veröffentlicht worden und stellen wie die Originalbriefe eine intime Quelle dar, sie sich der Öffentlichkeit bislang entzog. Es ist dem Herausgeber zu danken, dass Dutzende "Erinnerungsbilder" am Ende des Buches erstmals präsentiert werden. In den Originalbriefen an Lucie gibt Pückler viele Detailinformationen zu den besuchten Gartenanlagen und nimmt oft Bezug auf Planungen in Muskau, so dass die Originalbriefe gerade in diesem wichtigen Feld viele Aufschlüsse über den Einfluss von Pücklers Englandreise auf seine Muskauer Pläne geben. Einzelne Bezüge zu Planungen und Umsetzungen in Muskau werden im Kapitel "Die englische Parkjagd" erläutert. Gemeinsam mit seinem Garteninspektor Rehder besuchte der Fürst über 70 Parkanlagen und Landsitze im weiteren Umfeld Londons und beschrieb sie zum Teil ausführlich.
Das Buch "Englandsouvenirs" beinhaltet neben den schon erwähnten Beiträgen Aufsätze von Nicole und Michael Brey zur "Englischen Brautschau", zum "Reisen im Kutschenzeitalter", dem "Reiseschriftsteller in England", zu "Lebensbildern des Regency" und zur "Englischen Parkjagd". Der Verdienst der beiden ist es, Pücklers Reise an sich und die sozialen, technischen und politischen Rahmenbedingungen während seines Aufenthaltes detailgetreu, umfassend und kurzweilig darzustellen. So wird auch ausführlich auf die Transport- und Reisegeschichte Pücklers eingegangen. Im zweiten Beitragsblock sind zwei übersetzte Aufsätze von Peter Goodchild enthalten: "Fürst Pückler und die Gartenkunst im England des Regency (1800-37)" und "Fürst Pücklers Besuch in Harewood House". Insgesamt betrachtet gelingt es Goodchild - im Gegensatz zu den beiden Breys - nur an wenigen Stellen, eine Beziehung zwischen Pückler und den von ihm vorgestellten englischen Gartentheoretikern und Gartenpraktikern herzustellen.
Das Buch ist ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung der Geschichte der Gartenkunst und des Einflusses des englischen Landschaftsgartens in Kontinentaleuropa. Es ist eines der wichtigsten Neuerscheinungen zum Thema "Pückler" seit der Wiedervereinigung Deutschlands.
Christian Hlavac
Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau (Hrsg.): Englandsouvenirs. Fürst Pücklers Reise 1826-1829. Graphische Werkstätten Zittau, Zittau 2005. 200 S., ISBN 3-929744-18-X